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Cytomegalievirus und CMV Colitis: Was ist das?

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Infektionen mit dem Cytomegalievirus (CMV) sind häufig und für gesunde Menschen meist ungefährlich. Ist jedoch das Immunsystem geschwächt, so kann das Virus problematisch werden. Für Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (z.B. Colitis Ulcerosa) ist es zudem wichtig, die sogenannte CMV Colitis zu kennen. Bei dieser führt das Cytomegalievirus zu Symptomen, die sich kaum von einem akuten Krankheitsschub unterscheiden lassen. Zur Behandlung der CMV Colitis ist jedoch eine andere Therapie erforderlich. Alles wichtige zur CMV-Infektion und der CMV Colitis findet ihr hier zusammengefasst.

Cytomegalievirus (CMV)

Was ist eine CMV-Infektion?

Das Cytomegalievirus (auch Zytomegalievirus oder kurz CMV) gehört zur Familie der humanen Herpesviren, der Gattung Cytomegalovirus und ist weltweit verbreitet. Nach einer Erstinfektion verbleibt es, ähnlich wie Windpocken oder Herpesbläschen, lebenslang im Körper und kann jederzeit reaktiviert werden (wieder ausbrechen). Für die meisten Menschen ist CMV harmlos und die Infektion läuft mitunter sogar unbemerkt ab. Gefährlich sind die Cytomegalieviren aber für Immungeschwächte, wie zum Beispiel durch immunsupprimierende Medikamente bei der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. (Siehe auch Abschnitt CMV Colitis) Auch in der Schwangerschaft kann eine Infektion erhöhte Risiken mit sich bringen, denn sie kann auf das ungeborene Kind übergehen und womöglich zu Schäden führen.

Übertragung

Cytomegalieviren sind sehr stark verbreitet. Durch Auswertung von Studien wird geschätzt, dass etwa 50 Prozent der europäischen Durchschnittsbevölkerung eine CMV-Infektion durchgemacht haben. [1] Dabei tragen vor allem Kleinkinder bis zum 3. Lebensjahr zur Verbreitung bei, da sie nach einer Infektion große Virusmengen ausscheiden. Das Virus wird über Körperflüssigkeiten wie Tränenflüssigkeit, Speichel, Urin, Genitalsekret sowie Muttermilch und Blut übertragen. Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Infektion und Ausbruch der ersten Symptome, beträgt vier bis sechs Wochen. Nach einer Erstinfektion bleibt man prinzipiell lebenslang ansteckend, da das Virus im Körper verbleibt. Für eine Weiterverbreitung muss aber eine Reaktivierung zur erneuten Erhöhung der Viruslast führen. [1]

Symptome

Bei gesunden Menschen läuft die CMV-Infektion meist ohne Symptome ab. Nur selten können unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber oder Husten auftreten. Häufig wird die Infektion nicht bemerkt.

Bei Neugeborenen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann die CMV-Infektion Komplikationen hervorrufen und potenziell zahlreiche Organsysteme schädigen. Besonders betroffen können beispielsweise die Lunge, die Leber, der Darm oder das Auge bis hin zur Erblindung sein. [1] Bei Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kann eine Infektion zu Symptomen im Darm führen, die denen eines akuten Krankheitsschubes ähneln. (Siehe Abschnitt CMV Colitis)

Diagnostik

Die Infektion mit dem Cytomegalievirus wird im Wesentlichen über eine Antikörperbestimmung diagnostiziert. Aber auch direkte Bestandteile des Virus selbst können mit Hilfe von Blutuntersuchungen im Labor durch PCR-Tests festgestellt werden. Je nach Laborwert für IgG- und IgM-Antikörper kann unter Umständen zwischen Erstinfektion und Reaktivierung unterschieden werden. Dies ist aber nicht immer möglich. Die PCR-Tests sind vor allem für Immungeschwächte relevant und können auch die Viruslast quantifizieren. Dieser Laborwert ist ein Maß für die Ausbreitung der Infektion und kann im Verlauf der Behandlung wiederholt überprüft werden. [1][2]

Therapie

Gesunde Menschen erkennen die Infektion meist nicht und brauchen in der Regel auch keine Behandlung. Für Immungeschwächte und Immunsupprimierte wird die Behandlung des Cytomegalievirus hauptsächlich mit Ganciclovir durchgeführt. Dieses sogenannte Virostatika hemmt das Wachstum der Viren. Es kann als intravenöse Infusion oder in Form von Valganciclovir auch als Tablette (z.B. Valcyte®) verabreicht werden. Die Dauer der CMV-Therapie beträgt 14-21 Tage. [3]

CMV Colitis

Das Zytomegalievirus ist für Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankungen aus zwei Gründen problematischer als für vollständig gesunde Menschen: Einerseits kann das Virus zu einer Darmentzündung führen (Colitis/Kolitis), deren Ursache nicht die CED selbst ist. Außerdem werden viele Patienten mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem schwächen (Immunsuppression). Dadurch ist die Gefährdung durch eine CMV-Infektion deutlich erhöht.

CMV Colitis: Was ist das?

Eine CMV Colitis ist eine Darmentzündung (in Fachsprache Colitis/Kolitis), die durch eine Infektion mit dem Zytomegalievirus ausgelöst wird. Somit ist sie ein Symptom einer CMV-Infektion. Betroffen sind vor allem Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn, deren Krankheitsverlauf sich als steroidrefraktär (nicht durch Cortison behandelbar) erwiesen hat. [4]

Studien lassen zudem annehmen, dass Cortison-Präparate und Ciclosporin A die Reaktivierung, also das erneute Ausbrechen, der CMV-Infektion fördern, Anti-TNF-alpha-Präparate wie Infliximab (Remicade) oder Adalimumab (Humira) hingegen nicht. [6] Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer aktiven Infektion während des akuten Schubs, wenn dieser mit Cortison oder Ciclosporin behandelt wird.

Symptome

Für CED-Patienten ist die CMV Colitis problematisch, da die Symptome identisch zu denen eines akuten Krankheitsschubes sind. Die CMV Darmentzündung äußert sich, genau wie der Schub, vor allem durch blutige Durchfälle. Sie kann auch zeitgleich mit einem Krankheitsschub auftreten und diesen überlagern. Die Symptome sind nicht auseinanderzuhalten und nehmen durch die Infektion zusätzlich zu. Allerdings ist es ein Indiz für eine mögliche CMV Colitis, wenn ein akuter Schub, trotz Behandlung, nicht nachlässt. In diesen Fällen sollte überprüft werden, ob eine CMV Colitis die Ursache für die Beschwerden ist. [5]

Diagnostik

Die Diagnostik einer CMV Colitis erfolgt mittels PCR-Tests aus entnommenem Blut oder Biopsien (Gewebeproben) einer Darmspiegelung. So lässt sich in beiden Fällen auch die Viruslast bestimmen und die Schwere der Infektion somit quantifizieren. Auch eine Diagnose über den Nachweis des pp65-Antigens im Blut oder in anderen Körperflüssigkeiten ist möglich. [4] Die Diagnostik einer CMV Colitis sollte immer durchgeführt werden, wenn ein akuter Schub durch die aktuelle Medikation nicht abgemildert werden kann und eine Eskalation der Therapie in Erwägung gezogen wird. So kann vor der Eskalation ausgeschlossen werden, dass die Symptome durch eine CMV-Infektion verursacht werden und die Medikamente nur deshalb nicht wirken.

Therapie

Wird eine CMV-Infektion mit signifikanter Viruslast festgestellt, so sollten eventuelle immunsuppressive Therapien reduziert oder pausiert werden.[4] Die CMV Colitis Therapie erfolgt identisch zur CMV-Therapie mit Ganciclovir. Dieses sogenannte Virostatika hemmt das Wachstum der Viren. Es kann als intravenöse Infusion oder in Form von Valganciclovir auch als Tablette (z.B. Valcyte®) verabreicht werden. Die Dauer der CMV-Therapie beträgt 14-21 Tage. [3] Bei hoher Viruslast ist meist ein stationärer Aufenthalt erforderlich, nach einigen Tagen kann die Medikation dann auf Tabletten umgestellt werden.

Persönliche Erfahrungen

Ich selbst hatte bereits zweimal eine aktive CMV-Infektion. Beide Male befand ich mich zeitgleich im akuten Schub meiner Colitis Ulcerosa, wie ich in meinem Erfahrungsbericht ausführlicher beschreibe. Ebenfalls beide Male wirkten die Medikamente nicht wirklich, sodass eine Darmspiegelung durchgeführt und Biopsien entnommen wurden. Diese wurden dann positiv auf eine CMV-Infektion und somit CMV Colitis getestet. Vermutlich habe ich mich während meines Krankenhausaufenthalts im ersten Schub 2019 erstmals mit CMV infiziert, so zumindest die Einschätzung der Ärzte. Im zweiten Schub war es dann eine Reaktivierung.

Interessant finde ich die Studie zum Einfluss von Cortison und Ciclosporin auf CMV (Quelle [6]) vor allem, da beide meiner CMV-Ausbrüche während der Einnahme dieser Medikamente stattfanden. Eine Stichprobengröße von 1 sagt natürlich nichts aus, aber vielleicht habt ja auch ihr Erfahrungen diesbezüglich. Aus medizinischer Sicht scheint es jedenfalls nicht unwahrscheinlich, das Cortison und Ciclosporin die Reaktivierung begünstigen.

Bezüglich der Symptome konnte ich im ersten Schub keinen Unterschied zwischen Colitis-Schub und Colitis-Schub+CMV Colitis erkennen. Dies lag aber vermutlich daran, dass es mir allgemein sehr schlecht ging. Im zweiten Schub ging es mir im Ganzen besser; Cortison und Ciclosporin erzielten aber dennoch keine wirkliche Besserung. Als dann aber CMV diagnostiziert und mit Ganciclovir-Infusionen behandelt wurde, ließen die blutigen Durchfälle noch am selben Tag der ersten Infusion nach. Auch meine Erschöpfung und Kreislaufprobleme gingen deutlich zurück. Trotz deutlicher Immunsuppression während beiden Ausbrüchen gab es bei mir keine Komplikationen durch die CMV-Infektion.

Die Therapie der CMV Colitis ist im Vergleich zur Colitis Ulcerosa deutlich entspannter. Beide Male war ich stationär aufgenommen (einmal sowieso wegen des Schubs, das zweite Mal extra für die CMV Colitis). Über jeweils rund fünf Tage habe ich Ganciclovir intravenös als Infusion erhalten. Dabei wird im Vergleich zu anderen Infusionen die Vene etwas stärker gereizt, sodass die Zugänge weniger lang halten. Außerdem kann es zu leichtem Brennen während der Infusion kommen. Erinnert die PflegerInnen auf jeden Fall daran, euren Zugang bei der Behandlung mit Ganciclovir regelmäßig zu spülen. So hält er länger und brennt nicht so sehr.


Wichtig: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und persönliche Erfahrungen. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden und kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Quellen:
[1]https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Zytomegalievirus.html
[2] https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/zytomegalievirus-infektion-cmv-infektion-744357.html
[3] https://flexikon.doccheck.com/de/Ganciclovir
[4] https://www.drfalkpharma.de/uploads/tx_toccme2/FGK_4-19_Hasselblatt_Web.pdf
[5] https://www.medicoconsult.de/colitis-ulcerosa-und-cytomegalie/
[6] Pillet S, Pozzetto B, Roblin X. Cytomegalovirus and ulcerative colitis: Place of antiviral therapy. World J Gastroenterol. 2016 Feb 14;22(6):2030-45. doi: 10.3748/wjg.v22.i6.2030. PMID: 26877608; PMCID: PMC4726676.

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