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Colitis Ulcerosa OP: 5 Argumente dagegen

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Die Entscheidung für oder gegen eine Operation ist nicht leicht. Die möglichen Verfahren einer Colitis Ulcerosa OP bieten sowohl eine gute Chance auf Besserung, haben aber auch Risiken und können zu neuen Komplikationen führen. Ich selbst habe vor meiner Entscheidung die Vor- und Nachteile abgewogen, zu 5 Argumenten für eine Operation findest du ebenfalls einen Blog-Beitrag. Das geht natürlich nur, wenn es um eine geplante und nicht um eine Notfalloperation geht. Ganz egal, wie du dich entscheidest: Dir sollten die Risiken und potenziellen Nachteile bekannt sein. Hier sind 5 Argumente, die gegen eine geplante Colitis Ulcerosa OP sprechen.

1. Es gibt kein Zurück

Klingt simpel, kann in einigen Jahren aber dazu führen, dass du deine Entscheidung für eine OP hinterfragst: Man kann den Dickdarm nur einmal entfernen. Sollte also irgendwann das absolute Wundermittel gegen Colitis Ulcerosa oder sogar eine Heilung für die Erkrankung gefunden werden, bringt dir das recht wenig. Hat mit der OP alles gut funktioniert, sollte dir das auch egal sein können. Falls du aber trotz oder sogar wegen der Operation langfristige Probleme hast, kann das natürlich ärgerlich sein.

Die Medizin forscht mit Hochdruck an neuen Medikamenten und den Ursachen der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Selbst während meinen bisherigen drei Jahren als Patient habe ich Medikamente erhalten, die es zur Zeit der Erstdiagnose noch garnicht gab. Ich halte es deshalb nicht für unrealistisch und hoffe persönlich sehr, dass noch zu meinen Lebzeiten eine Heilung möglich wird. Wenn allerdings jetzt gerade kein Medikament mehr hilft und sich die Krankheit nicht bremsen lässt, dann bringen dir auch die Zukunftsperspektiven nichts.

2. Temporäres Stoma

Abhängig vom genauen Vorgehen, erhält man zwischen den Operationen für rund zwei bis sechs Monate ein Stoma. Dieser künstliche Darmausgang in der Bauchdecke ist nötig, damit die Nähte im Pouch zwischen den OPs sicher verheilen können. Durch eine Öffnung in der Bauchdecke gelangen die Ausscheidungen in einen angeklebten Stomabeutel. Dieser wird mehrmals am Tag gewechselt, das genaue Vorgehen bekommt man nach der ersten OP noch im Krankenhaus beigebracht.

Das Stoma wirkt für Viele erstmal abschreckend und erfordert sicherlich einiges an Umgewöhnung. Auch wenn es zahlreiche Menschen gibt, die mit einem dauerhaften Stoma ein erfülltes Leben führen, musst du selbst entscheiden, ob du dich damit arrangieren kannst. Dabei solltest du aber eins nicht vergessen: Das Stoma wird in der letzten OP wieder rückverlegt und alles was bleibt ist eine kleine Narbe am Bauch.

3. Lange Ausfallzeit

Der Zeitraum zwischen erster und letzter Operation hängt vom genauen Verfahren ab, kann beim häufig durchgeführten dreizeitigen Vorgehen aber über ein halbes Jahr betragen. Das ist eine lange Zeit, in der man für die OPs wiederholt im Krankenhaus liegt und sich nach jeder Operation für mehrere Wochen erholen muss. Zwar bist du keinesfalls die gesamte Zeit über ans Bett gefesselt, allerdings solltest du so planen, dass deine Erholung und Regeneration zwischen den OPs höchste Priorität hat. Denn auch nach der letzten Operation kann es bis zu einem Jahr dauern, bis sich der Körper an die neue Situation gewöhnt hat.

Je nach persönlicher Situation kann dieses Argument mehr oder weniger ausschlaggebend sein. Ich selbst werde zum Beispiel vermutlich mein Studium und meinen Nebenjob pausieren müssen, was natürlich schade ist. Solltest du voll berufstätig sein, so kann es je nach Tätigkeit durchaus möglich sein, dass du auch zwischen den OPs deine Arbeit wiederaufnehmen kannst. Das hängt natürlich vom Verlauf der Operationen und deiner Regeneration ab, sollte also nicht fest eingeplant werden.

4. Komplikationen

Jede Operation hat ihre Risiken. Auch bei der Colitis Ulcerosa OP kann es zu Komplikationen kommen, die man kennen sollte. Das Risiko an der Operation zu versterben (die sogenannte Letalität), liegt bei deutlich unter 1% und sollte kein Grund zur Sorge sein. Die häufigsten Komplikationen während der Operation selbst (2-12% der OPs) sind Blutungen und unbeabsichtigte Verletzungen umliegender Organe oder Nerven. Folgen davon können beispielsweise Blasenprobleme oder Störungen der Fruchtbarkeit und Sexualfunktionen sein. [1]

Nach den Operationen kommt es bei rund einem Viertel der Patienten zu Komplikationen. Die sogenannte Anastomoseninsuffizienz ist eine Undichtigkeit der Nahtstellen am Pouch oder zwischen verbundenen Darmteilen. Sollte die Nahtstelle nicht richtig verheilen, kann eine zusätzliche Operation nötig werden. Weitere mögliche Komplikationen nach der OP sind das Aufplatzen der Bauchnähte, Infektionen oder eine gestörte Darmpassage. [2]

5. Keine Erfolgsgarantie

Häufig liest man, dass die Colitis Ulcerosa durch eine Operation „geheilt“ werden kann. Das „geheilt“ steht dann allerdings in Anführungszeichen und ist auch nicht ganz korrekt. Zwar ist ohne Dickdarm natürlich auch kein Dickdarm mehr entzündet, allerdings kann sich die Krankheit auch außerhalb des Darms bemerkbar machen. Solche sogenannten extraintestinalen Manifestationen sind beispielsweise Arthritis, Augen- und Hauterkrankungen oder die primär sklerosierende Cholangitis. [3] Sie können auch nach einer Operation fortbestehen oder neu auftreten.

Auch der J-Pouch selbst kann Probleme machen. Mit ihm haben die Patienten im Durchschnitt 5 Stuhlgänge am Tag, der Wert schwankt aber in einem Bereich zwischen 3 und 12. Je nach der persönlichen Situation vor der Operation, muss dies also nicht unbedingt eine Verbesserung sein. [4] Außerdem kann sich der Pouch entzünden, was bei 46% der Patienten geschieht. Diese Pouchitis kann ebenfalls chronisch und somit immer wieder oder dauerhaft auftreten. Davon betroffen sind rund 30% der Patienten. Ein Pouchversagen, das heißt ein Zustand, der die Pouch-Entfernung gegebenenfalls mit Anlage eines endständigen Ileostomas erfordert, tritt bei 8% bis 10% aller Patienten auf. [5]

Das sind natürlich alles nur Wahrscheinlichkeiten und die Mehrheit der Patienten berichtet nach der Operation von einer verbesserten Lebensqualität. Dennoch solltest du dir bewusst sein, dass auch die Colitis Ulcerosa OP keine perfekte Lösung ist und ihre Risiken hat. Je nach Schwere deiner Erkrankung kann es sich aber durchaus lohnen, sie in Kauf zu nehmen. Meinen Artikel zu 5 Argumenten für die Colitis Ulcerosa OP findest du hier.

Quellen:
[1] Ritz: Intraoperative Komplikationen des unteren Gastrointestinaltraktes In: Der Chirurg. Band: 86, Nummer: 4, 2015
[2] Pearse et al.: Global patient outcomes after elective surgery: prospective cohort study in 27 low-, middle- and high-income countries In: British Journal of Anaesthesia. Band: 117, Nummer: 5, 2016
[3] https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/colitis-ulcerosa
[4] Vestweber: Proktokolektomie In: Ernährung 2010, Gemeinsame Tagung der DGEM, AKE, GESKES und VDOE, 2010
[5] Dehos: Technik und Ergebnisse der laparoskopischen Proktokolektomie im Vergleich zur offenen Operation, Dissertation, LMU München, 2017


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