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Colitis Ulcerosa OP: Was du wissen solltest

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Vielleicht bist du selbst auf diese Option gestoßen, vielleicht hat auch dein Arzt das Thema angesprochen: Eine Operation zur Behandlung deiner Colitis Ulcerosa. Wenn deine Medikation auch nach mehreren Versuchen nicht funktioniert, deine Symptome einfach zu stark sind oder auch wenn dein Arzt Vorstufen von Krebs in deinem Darm erkannt hat, dann sollte gemäß der medizinischen Leitlinien eine OP als Alternative zum „weiter so“ besprochen werden.

Eine andere Möglichkeit: Die Operation wird wegen einer gefährlichen Komplikation wie dem toxischen Megakolon erforderlich. Dieses ist nicht sehr häufig, kann aber zu Perforationen des Darms, Sepsis oder zum Tod führen, wenn nicht zeitnah operiert wird. Egal welcher Fall zutrifft: Bei einer Colitis Ulcerosa OP geht es darum, deinen Dickdarm zu entfernen, damit es dir wieder besser geht. Welche Operation kommt dafür genau in Frage? Und was kommt dabei auf dich zu? Hier sind die Antworten!

Es gibt zwei Arten von Operationen

Die standardmäßige Colitis Ulcerosa OP ist die Proktokolektomie. Dabei gibt es zwei Varianten: Die Proktokolektomie mit ileopouchanaler Anastomose (auch IPAA oder J-Pouch-Operation) und die Proktokolektomie mit endständigem Ileostoma. Bei der Pouch-OP werden Dickdarm und Rektum entfernt, beim endständigen Ileostoma zusätzlich auch der Anus. Die Pouch-OP ist die häufigste Variante und quasi das Standardverfahren bei Colitis. Dabei wird heutzutage meist ein J-Pouch angelegt, dessen Name sich auf seine Form ähnlich eines „J“ bezieht. Die Anlage eines endständigen Ileostomas bleibt dennoch eine alternative Option.

Beide Varianten haben Vor- und Nachteile

Die J-Pouch-Operation behält den zusammenhängenden Verdauungstrakt bei – man kann mit einem J-Pouch also weiterhin ganz normal die Toilette nutzen. Bei einem endständigen Ileostoma wird hingegen ein künstlicher Ausgang des Dünndarms in der Bauchdecke angelegt, aus welchem die Ausscheidungen in einen Beutel gelangen, der am Bauch angeklebt wird. Während beide Varianten ihre Vorteile haben (kein externer Stomabeutel beim J-Pouch, keine potentiellen Pouchentzündungen beim Ileostoma), haben sie auch ihre Nachteile. Allerdings sind beide Varianten sichere und effektive Verfahren. Je nach persönlicher Situation kann die eine oder die andere Variante besser sein, sodass man beide Optionen mit seinem Arzt besprechen sollte.

Vorbereitung für die Operation

Die Vorbereitung für beide Verfahren der Colitis Ulcerosa Operation ähnelt derer auf andere Operationen. Je nach körperlicher Verfassung kann es sinnvoll sein, im Vorfeld deine Eisen- und Vitaminspiegel im Blut überprüfen zu lassen. Sind die Spiegel zu niedrig, so können sie durch Infusionen bei deinem Hausarzt verbessert werden. Auch hochkalorische Flüssignahrung kann dabei helfen, deinen Körper für die Operation zu stärken, gerade wenn du durch die Erkrankung mit Gewichtsverlust zu kämpfen hast.

Wichtig für viele Colitis Patienten ist zudem das eventuelle Anpassen der Medikation. Immunsupprimierende Medikamente können sich negativ auf die Operation und die anschließende Heilung auswirken, sodass du diesen Aspekt unbedingt mit deinem Arzt besprechen solltest.
Generell solltest du dich vor deiner Operation möglichst gut informieren und offene Fragen gemeinsam mit deinem Arzt besprechen. So weißt du, was dich erwartet und bist bestens vorbereitet.

Variante 1: J-Pouch

Eine Proktokolektomie mit Anlage eines J-Pouchs (IPAA) kann in ein bis drei Schritten durchgeführt werden. Meist wird das sogenannte zweizeitige Vorgehen verwendet. Ist dein körperlicher Zustand schlechter, zum Beispiel weil du dich im akuten Schub befindest, so wird die Operation auf drei Teiloperationen unterteilt (dreizeitiges Vorgehen). Jede der Operationen dauert dabei in der Regel rund zwei bis drei Stunden. Wird die OP minimalinvasiv (laparoskopisch) durchgeführt, verwendet der Chirurg eine Kamera und nur wenige kleine Einschnittstellen. Dadurch hast du später nur kleine Narben am Bauch und kannst mitunter auch schon früher wieder aus dem Krankenhaus nach Hause. In Fachzentren ist diese Technik heute Standard.

J-Pouch Operation: Schritt 1

In der ersten Operation zur Anlage eines J-Pouchs werden Dickdarm und Rektum entfernt. Beim zweizeitigen Vorgehen wird in dieser OP auch direkt der J-Pouch angelegt. Dazu wird der Pouch aus dem Ende deines Dünndarms geformt und mit dem Ende des Analkanals vernäht. Der Anus und Schließmuskel bleiben unverändert, sodass die Kontrolle über den Stuhlgang erhalten bleibt. Zuerst wird jedoch ein temporäres Ileostoma angelegt, sodass die Ausscheidungen durch die Bauchdecke in einen Stomabeutel gelangen, bis die Nähte des J-Pouchs vollständig verheilt sind.
Dieses vorübergehende Stoma verbleibt bis zur letzten OP. Für das zweizeitige Vorgehen sind dies rund 2-3 Monate. Beim dreizeitigen Vorgehen hat man das Stoma für rund 4-6 Monate, da der J-Pouch erst in einer zweiten Operation und nicht direkt nach Entfernen des Dickdarms geformt wird. Das Stoma wird hier jedoch wie beim zweizeitigen Vorgehen schon in der ersten OP angelegt.

J-Pouch Operation: Schritt 2

Während der letzten Operation auf dem Weg zum funktionsfähigen J-Pouch wird das Ileostoma verschlossen und die beiden Enden des Dünndarms wieder verbunden. Der Stuhl kann damit durch den Dünndarm bis in den J-Pouch geleitet werden und sich dort sammeln, bevor du ihn kontrolliert ausscheiden kannst. Auch wenn die Operation in der Theorie diese Körperfunktion direkt wiederherstellt, wird es eine Weile dauern, bis sich dein Körper an die Veränderungen gewöhnt hat und alles wieder „normal“ funktioniert.

Erholung braucht seine Zeit

Nach der OP braucht dein Körper Zeit um sich vollständig zu erholen. Dazu können mehrere Monate bis hin zu einem Jahr nötig sein, abhängig vom Verlauf der Operation und deiner Erholung. Während dieser Zeit kann es sein, dass du noch immer bis zu 12 Stuhlgänge pro Tag hast. Der Stuhl kann weich oder flüssig sein und dich sehr plötzlich zur Toilette zwingen. Aber keine Sorge, mit zunehmender Heilung und Erholung sollte sich dies kontinuierlich verbessern. Wichtig ist es, in dieser Zeit ausreichend zu trinken, um nicht zu dehydrieren. Als Colitis Patient tust du dies aber wahrscheinlich sowieso schon. Mit der Zeit wird der J-Pouch größer und dein Dünndarm gewöhnt sich an seine neue Aufgabe. Dadurch nehmen die täglichen Stuhlgänge ab und pendeln sich nach der OP meist auf rund fünf bis sechs pro Tag ein.

J-Pouch Komplikationen

Die sogenannte Pouchitis, eine Infektion des J-Pouchs, ist die häufigste Komplikation nach einer J-Pouch Operation und tritt bei einem viertel bis zu der Hälfte der Patienten auf. Die Symptome umfassen Durchfälle, Bauch- und Gelenkschmerzen, Fieber und Dehydrierung. Die gute Nachricht: Eine Pouchitis kann meist mit einer Antibiotika-Therapie behandelt werden. Andere Komplikationen nach der Operation sind Stenosen (verengte Nahtstellen), Dehydrierung und Verwachsungen. Auch Sexualfunktionen und Fruchtbarkeit können durch die Operation unbeabsichtigt beeinflusst werden, sodass ihr auch dieses Thema mit eurem Arzt besprechen solltet.

Variante 2: Endständiges Stoma

Nun zur Proktokolektomie mit Anlage eines endständigen Ileostomas. In dieser Operation wird das Ende des Dünndarms an einer Öffnung in der Bauchdecke vernäht, sodass die Ausscheidungen in einen externen Stomabeutel gelangen können. Der Unterschied zum temporären Stoma während der J-Pouch Operation ist, dass bei dieser Variante das Stoma permanent verbleibt und die natürliche Körperfunktion des Stuhlgangs nicht mehr gegeben ist. Der Stomabeutel fängt die Ausscheidungen auf und wird mehrfach am Tag gewechselt. Wichtig zu wissen ist, dass ein solches Stoma meist auch zu späterer Zeit noch zu einem Pouch umgewandelt werden kann.

Auch das Stoma hat potentielle Komplikationen

Das endständige Stoma bringt zwar potentielle Komplikationen wie Infektionen oder Blockaden des Stomas mit sich, vermeidet aber die Pouchitis. Das heißt nicht, dass du ein endständiges Stoma bevorzugen solltest, aber es könnte ein Argument sein, wenn das Stoma kein Problem für dich ist und du generell eher zu dieser Variante tendierst.

Eine Operation kann dir helfen

Auch wenn eine Operation immer ein großer Schritt ist und nicht ohne Risiken daherkommt, kann die Colitis Ulcerosa prinzipiell „geheilt“ werden, wenn Dickdarm und Rektum entfernt werden, da die Entzündung auf diese Bereiche des Verdauungstrakts begrenzt ist. Obwohl chronische Pouchitis einer der Hauptfaktoren ist, der die vollständige Heilung der Colitis Ulcerosa verhindern kann, liegt die langfristige Erfolgsrate eines J-Pouchs bei über 90% nach 10 und 20 Jahren. Viele Patienten spüren schon direkt nach der Operation ein Gefühl der Erleichterung: keine blutigen Durchfälle mehr. Und in der Regel auch weder Bauchschmerzen noch Medikamente.

Quellen:
https://www.crohnscolitisfoundation.org/what-is-ulcerative-colitis/surgery
https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/medizinische-grundlagen/was-ist-colitis-ulcerosa/therapie/chirurgie/

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