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Proktitis bis Pancolitis: Was ist das?

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Du hast eine Diagnose einer Proktitis, Pancolitis oder Backwash-Ileitis bekommen und weißt nicht, was der Fachbegriff bedeutet? Deine CED hat sich weiter- oder zurückentwickelt und du fragst dich was das für dich bedeutet? In diesem Artikel werden die medizinischen Begriffe der verschiedenen Entzündungen erklärt. So weißt du, womit du es zu tun hast und was sich für dich verändert.

Die Diagnose kann sich ändern

Eine Entzündung der Darmschleimhaut wird, je nach Ausbreitung, unterschiedlich bezeichnet. Die Bezeichnungen gelten auch für die chronische Darmentzündung Colitis Ulcerosa. Allerdings muss eine solche CED nicht zwingend die Ursache der Entzündung sein. Vor allem die Entzündungen mit geringerer Ausdehnung (z.B. Proktitis) können auch andere Ursachen haben. Eine größere Ausbreitung bedeutet dabei fast immer auch stärkere Beschwerden.

Außerdem kann sich die Ausbreitung einer Entzündung mit der Zeit ändern. Spricht die Therapie nicht an oder du unternimmst nichts gegen die Symptome, dann kann aus einer Proktitis mit der Zeit auch eine Pancolitis oder Backwash-Ileitis werden. Genauso kann eine erfolgreiche Therapie aber auch zu einer Rückentwicklung führen. Dies kann man auch gut an meiner eigenen Geschichte mit Colitis Ulcerosa erkennen. Also:

Deine Diagnose kann sich mit der Zeit verändern. Die Entzündung kann sich ausweiten und zurückentwickeln. So kann aus einer akuten auch eine chronische Entzündung (CED) entstehen.

Bei einer Colitis Ulcerosa beginnt die Entzündung immer am Ende des Dickdarms. Von dort aus weitet sie sich zunehmend in Richtung des Dünndarms aus.
Kommen wir nach den Grundlagen nun zu den einzelnen Abstufungen. Sie sind nach zunehmender Ausweitung und damit auch Schwere sortiert:

Proktitis/ Proktitis Ulcerosa

Bei der Erstdiagnose einer Colitis Ulcerosa ist bei etwa 25% bis 55% der Patienten nur der Mastdarm befallen. [1] Diese chronische Entzündung heißt Proktitis Ulcerosa und ist die schwächste Form einer Colitis Ulcerosa. Sie ist nicht heilbar und weitet sich ohne Behandlung durch Medikamente aus.
Wenn die Entzündung nicht Teil einer Colitis Ulcerosa ist, sondern eine andere Ursache hat, dann heißt sie nur Proktitis. In diesem Fall ist sie mit korrekter Therapie heilbar und von beschränkter Dauer. Die Proktitis Symptome sind aber kaum von einer Colitis Ulcerosa zu unterscheiden. In beiden Fällen erkennt man die Entzündung vor allem an Blut im Stuhl und Schmerzen vor und während des Stuhlgangs.

Auch die Proktitis Behandlung ist in beiden Fällen identisch: Patienten bekommen meist Mesalazin in verschiedenen Formen (z.B. Salofalk®, Claversal®, Mezavant®, Pentasa®). Spricht dieses nicht an oder wird nicht vertragen, dann können auch lokal wirkendes Cortison (z.B. Budesonid) oder als weitere Eskalation Immunsuppressiva und/oder Biologika notwendig werden. [2]

Proktosigmoiditis

Die Proktosigmoiditis Ulcerosa oder kurz Proktosigmoiditis ist eine Colitis Ulcerosa, die den Mastdarm und den letzten Teil des Dickdarms, das Sigma, umfasst. [1] Schmerzen im linken unteren Bauch sind ein typisches Zeichen, dass sich die Entzündung mindestens bis zum Sigma ausgebreitet hat. Die Symptome einer Proktosigmoiditis sind die typischen Symptome einer Colitis Ulcerosa. Sie sind aber meist stärker, als bei der Proktitis. Bei rund 40% der Patienten reicht die Entzündung nicht weiter, als bis in Sigma. [3]

Linksseitencolitis

Eine Linksseitige Colitis oder Linksseitencolitis ist eine Entzündung bis zur linken Flexur des Dickdarms. Die linke Flexur ist der linke (aus Sicht des Patienten) obere Knick des Dickdarms. [1] Bei einer Linksseitigen Colitis kommen ebenfalls zuerst Mesalazin-Präparate zum Einsatz. Wirken diese nicht ausreichend und lässt sich ein akuter Schub nicht beenden, kann hier auch bereits eine Cortisontherapie angewendet werden. [2] Dafür ist man meist stationär im Krankenhaus und erhält Cortison per Infusion. Rund 40% der Colitis Ulcerosa Patienten haben eine solche Linksseitige Colitis. [3]

Subtotale Colitis

Eine subtotale Colitis ist eine Entzündung, die über die linke Flexur hinaus geht, aber nicht den gesamten Dickdarm betrifft. So werden also alle Entzündungen bezeichnet, die in ihrer Ausbreitung zwischen Linksseitencolitis und Pancolitis liegen.

Pancolitis / totale Colitis

Ist der gesamte Dickdarm von der Entzündung betroffen, spricht man von einer Pancolitis oder totalen Colitis. Auch die Bezeichnungen Pankolitis und Pancolitis Ulcerosa sind gebräuchlich, bedeuten aber alle das Gleiche. Diese Form haben rund 20% der Patienten mit Colitis Ulcerosa. Wie es sich mit einer Pancolitis Ulcerosa lebt, beschreibe ich in meinem eigenen Erfahrungsbericht.

Die Pancolitis Therapie hängt von der Schwere der Entzündung ab. Auch hier beginnt man meist mit Mesalazin. Die nächste Stufe ist Cortison in verschiedenen Formen. Reicht auch das nicht aus, um die Erkrankung zu kontrollieren, kommen Biologika und Immunsuppressiva zum Einsatz. Typische Medikamente zur Behandlung einer solchen Pancolitis sind Humira®, Infliximab (Remicade®), Entyvio®, Stelara® und Xeljanz®.

Backwash-Ileitis

Bei einer Backwash-Ileitis ist neben dem gesamten Dickdarm zusätzlich auch der letzte Abschnitt des Dünndarms (terminales Ileum) von der Entzündung betroffen. Die Colitis Ulcerosa „wäscht“ sich meist nur wenige Zentimeter in den Dünndarm hinein. Dieses Phänomen betrifft rund 10-20% der Patienten.

Für den Patienten macht die Backwash-Ileitis keinen großen Unterschied zur Pancolitis. Allerdings erschwert sie die Unterscheidung zwischen Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn, da die Colitis normalerweise nur den Dickdarm betrifft. Morbus Crohn führt hingegen häufig zu Entzündungen im terminalen Ileum. [4]

Quellen:
[1] https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/medizinische-grundlagen/was-ist-colitis-ulcerosa/
[2] https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Der-Befall-bestimmt-die-Therapie-306356.html
[3]https://www.dccv.de/fileadmin/public/betroffene_angehoerige/Beratung___Information/20121101_Patientenleitlinie_Colitis_ulcerosa_Endversion.pdf
[4] https://www.amboss.com/de/wissen/Colitis_ulcerosa

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