Auch nach einer Pouch-Operation, bei der der Dickdarm entfernt wurde, spielt die lebenslange Nachsorge eine wichtige Rolle. Die wichtigste Maßnahme ist dabei die regelmäßige Kontrolle des Pouchs. Dies geschieht durch eine sogenannte Pouchoskopie. Was dich bei der Untersuchung erwartet und wieso sie nicht viel mit der klassischen Darmspiegelung gemeinsam hat, erfährst du hier!
Pouchoskopie: Was ist das?
Die Pouchoskopie ist ein endoskopisches Verfahren zur Untersuchung eines ileo-analen Pouches. Das bedeutet, die Pouchoskopie entspricht der klassischen Darmspiegelung (Coloskopie) – ist allerdings für Patienten, die einen Pouch und keinen Dickdarm mehr haben.
In der Regel wird bei der Untersuchung eine Kamera an einem flexiblen Schlauch in den Pouch eingeführt. So kann ihn der Arzt anschauen, beurteilen und bei Bedarf auch Gewebeproben für eine Kontrolle im Labor entnehmen. Darüber kann beispielsweise eine Pouchitis erkannt werden. [1]
Wie oft zur Pouchoskopie?
Die Pouchoskopie ist die wichtigste Kontrolluntersuchung nach einer Pouch-OP. Zur regelmäßigen Kontrolle wird deshalb ab der Inbetriebnahme des Pouchs eine jährliche Pouchoskopie empfohlen. [3] Zusätzlich wurde mir eine erste Kontrolle rund 4 Monate nach der letzten Operation empfohlen. Sollte es zwischendurch akute Probleme geben, kann die Untersuchung aber auch jederzeit kurzfristig durchgeführt werden.
Eine Pouchoskopie wird außerdem vor der Operation zur Stoma-Rückverlegung und damit der Inbetriebnahme des Pouchs durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Pouch in Ordnung und startklar ist.
Ablauf einer Pouchoskopie
Ich selbst hatte bisher drei Pouchoskopien: Die ersten beiden fanden vor meinen Stoma-Rückverlegungen statt, um den Pouch vor seiner Inbetriebnahme zu kontrollieren (Details dazu gibt es hier und hier). Beide Male war ich also wegen der anstehenden Operation stationär im Krankenhaus. Die dritte Pouchoskopie fand nun vor einigen Wochen ambulant statt, um den Pouch nach mehreren Monaten im Betrieb erstmals zu kontrollieren.
Jeder, der vor einer Pouchoskopie steht, hatte schonmal eine normale Darmspiegelung. Diese ist aber deutlich umfangreicher, denn viele der nervigen Sachen entfallen bei der Spiegelung vom Pouch. Meine bisherigen Pouchoskopien verliefen wie folgt:
1. Vorgespräch
Am Tag vor der Untersuchung findet ein Vorgespräch mit der untersuchenden Ärztin statt. Sie klärt mich über den Ablauf und die Risiken der Spiegelung auf. Dazu wird sogar das Standard-Formular der normalen Darmspiegelung verwendet, was nochmal zeigt, das die Pouchoskopie eigentlich nur eine abgespeckte Version davon ist. Zudem wird noch ein Corona-Test gemacht und schon kann ich wieder gehen.
2. Vorbereitung
Die Vorbereitung ist im Vergleich zur normalen Darmspiegelung wesentlich einfacher, da das Abführen komplett entfällt. Meine Pouchoskopie findet morgens um 8 Uhr statt. Ab Mitternacht darf ich deshalb nichts mehr essen und ab 6 Uhr nichts mehr trinken.
Im ambulanten Untersuchungsbereich des Krankenhauses angekommen, bekomme ich die typische Netzunterhose gereicht und ziehe mich um. Ein kleines Klysma ist dann die einzig nötige Vorbereitung und 10 Minuten später kann es schon losgehen.
3. Untersuchung
Die Untersuchung findet im gleichen Bereich statt, wie normale Darmspiegelungen auch. Ich lege mich auf die Liege und die letzten Vorbereitungen werden gemacht. Diese hängen davon ab, ob die Spiegelung mit oder ohne Sedierung durchgeführt werden soll.
Bei den ersten beiden Malen hatte ich mich für die Sedierung entschieden, habe also nichts von der Untersuchung selbst mitbekommen. Zwar empfehlen die Ärzte eigentlich immer, es ohne zu machen (weil es weniger Arbeit ist), allerdings hatte ich im Krankenhaus genügend andere Probleme und wollte es so entspannt wie möglich haben. Für die Sedierung bekommt man vor der Spiegelung dann noch einen Zugang. Über diesen wird Propofol gespritzt, welches einen innerhalb weniger Sekunden zum Schlafen bringt. Auch dieses Vorgehen gibt es 1:1 so bei der Darmspiegelung.
Meine dritte Pouchoskopie habe ich allerdings ohne Sedierung machen lassen, da dies die Sache ambulant deutlich einfacher macht. Ich brauchte also keinen Zugang und die Untersuchung konnte direkt starten.
Ich kann natürlich nicht verallgemeinern, aber bei mir war die Pouchoskopie ohne Sedierung absolut aushaltbar. Das Endoskop war weder schmerzhaft noch großartig unangenehm und die Untersuchung ging wirklich schnell. Inklusive der Entnahme zweier Gewebeproben (die man auch kaum spürt) dauerte alles vielleicht 10 Minuten. Praktisch ist außerdem, dass man so direkt alles mitbekommt und mit der untersuchenden Ärztin sprechen kann.
4. Zeit danach
Der größte Vorteil bei der Untersuchung ohne Sedierung liegt in der Zeit nach der Spiegelung:
Nach einer Sedierung muss man erstmal in den Aufwachraum und wird dort (gefühlt) eine Ewigkeit lang festgehalten. Dann darf man nicht alleine nach Hause, sondern braucht eine Person zur Abholung (auch wenn hier manche Krankenhäuser ein Auge zudrücken). Je nachdem, wie gut man die Sedierung verträgt, ist man außerdem eventuell den restlichen Tag ziemlich fertig.
Ohne Sedierung steht man nach der Untersuchung auf, wartet noch kurz auf den Arztbrief und kann dann einfach nach Hause fahren. Für mich ist es das eindeutig wert, weshalb ich auch die zukünftigen Pouchoskopien ohne Sedierung machen werde. Gegen 8:30 Uhr konnte ich schon wieder gehen, womit die ganze Untersuchung gerade einmal 30 Minuten gedauert hat.
Insgesamt ist eine Pouchoskopie also eine sehr einfache, kurze und meist ambulante Untersuchung. Dennoch ist sie sehr wichtig, um den Pouch regelmäßig kontrollieren zu können. Man kann sie außerdem in der Regel gut ohne Sedierung durchführen, was sie nochmal unkomplizierter macht.
Quellen:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Pouchoscopy
[2] McLaughlin, S.D., Clark, S.K., Thomas-Gibson, S., Tekkis, P.P., Ciclitira, P.J. and Nicholls, R.J. (2009), Guide to endoscopy of the ileo-anal pouch following restorative proctocolectomy with ileal pouch-anal anastomosis; indications, technique, and management of common findings. Inflamm Bowel Dis, 15: 1256-1263. https://doi.org/10.1002/ibd.20874
[3] https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/chirurgische-klinik-zentrum/allgemein-viszeral-und-transplantationschirurgie/behandlungsspektrum/erkrankungen/darm/fap/inpage/nachsorge
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Eine Antwort auf „Was ist eine Pouchoskopie?“
Vielen Dank für den Beitrag über die Pouchoskopie. Ich musste lange suchen, um herauszufinden, welche Untersuchungsmöglichkeiten man mit einem J-Pouch hat, der ein bisschen nach einem Jahr gewisse Funktionseinschränkungen aufweist, wie Verstopfung und stechende Schmerzen bei den vielen Einläufen, die ich mir daher machen muss.