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Ist Colitis Ulcerosa heilbar?

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Diesen Beitrag wollte ich schon seit langer Zeit schreiben, da ich ihn für besonders wichtig halte. Es geht um die Frage, ob Colitis Ulcerosa heilbar ist. Vermutlich ist es fast immer eine der ersten und wichtigsten Fragen, die man sich nach der Diagnose stellt. Umso gefährlicher ist es deshalb, wenn trotz klarer wissenschaftlicher Erkenntnisse im Internet Unwahrheiten und falsche Versprechen verbreitet werden, um von der Verzweiflung betroffener Patienten zu profitieren. Deshalb gibt es hier sowohl die erwiesenen medizinischen Tatsachen als auch eine Warnung vor den Versprechen der selbsternannten Wunderheiler.

Heilung durch Medikamente

Fangen wir also direkt an! Die Antwort auf die Frage, ob Colitis Ulcerosa heilbar ist, fällt leider kurz und einfach aus:

Trotz der großen Vielfalt verfügbarer Behandlungsmethoden ist Colitis Ulcerosa derzeit noch nicht heilbar. Es gibt bisher kein Medikament und keine Therapie, für die eine Heilung der Erkrankung nachgewiesen werden konnte. [1],[2]

neue colitis ulcerosa medikamente

Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche Medikamente (und es werden ständig mehr), allerdings unterdrücken sie die Erkrankung nur. Da es sich bei der Colitis Ulcerosa um eine chronische Darmentzündung handelt, bist du also auch während einer wirksamen Therapie und ohne Symptome leider nicht geheilt. Sollte das Medikament seine Wirkung verlieren oder du die Therapie abbrechen, kann die Entzündung jederzeit wieder aufflammen.

Trotzdem sind die Medikamente sehr gut darin, die Erkrankung zu unterdrücken. Viele Patienten leben viele Jahre oder ihr Leben lang ohne schwere Schübe. Und selbst bei meinem schweren Verlauf hatte ich zeitweise Medikamente, mit denen ich mich gefühlt habe, als wäre ich geheilt. Auch wenn es noch keine Heilung gibt, ist die Medizin also schon sehr weit.

„Heilung“ durch Operation

Häufig wird davon gesprochen, dass die Colitis durch eine Operation geheilt werden kann. So wird es mitunter auch von den Chirurgen beworben. Vom Prinzip her stimmt das auch: Die Standard-OP bei Colitis ist die Kolektomie, in der der gesamte Dickdarm entfernt wird. Und wenn kein Dickdarm mehr da ist, kann sich logischerweise auch kein Dickdarm mehr entzünden. Also ja, die Dickdarmentzündung ist durch die Operation auf jeden Fall behoben. Damit ist der „Colitis-Aspekt“ der Colitis Ulcerosa durch eine Operation „heilbar“, wenn man es so nennen möchte.

Leider kann sich eine Colitis allerdings auch außerhalb des Dickdarms auswirken. Unter dem Schlagwort „Extraintestinale Manifestationen“ gehören dazu unter anderem Entzündungen der Gelenke, Haut oder Augen. Damit hat bei weitem nicht jeder Patient zu kämpfen; sie können aber auch nach der OP noch jederzeit auftreten. Auch der Pouch, der in den Operationen aus dem Dünndarm gebaut wird und den Dickdarm ersetzt, entzündet sich häufig.

Dein Körper ist also auch ohne Dickdarm noch ziemlich daran interessiert, sich sinnlos zu entzünden. Der „Autoimmun-Aspekt“ der Colitis Ulcerosa bleibt also im Körper. Damit ist auch mit einer Operation die Colitis Ulcerosa nicht komplett heilbar. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass es einem nie wieder gut geht oder man dauerhaft Probleme hat.

Colitis Ulcerosa „natürlich heilen“

Jetzt kommen wir allerdings zu einem sehr unschönen Trend. Dazu aber eine Sache vorab:

Pflanzliche Mittel spielen in der Behandlung von Colitis Ulcerosa eine wichtige Rolle. In den medizinischen Leitlinien zur Behandlung wird z.B. Kurkuma erwähnt und im Krankenhaus gibt es Apfelpulver nach den OPs. Als Ergänzung zur primären Therapie und in Abstimmung mit den Ärzten sind sie also eine super Sache. Diese Mittel sind aber ein anderes Thema und hier nicht gemeint.

Stattdessen geht es im Folgenden um spezielle Ernährungsformen oder homöopathische Mittel, deren einzige Wirkung nachweislich der Placebo-Effekt ist. [3] Die Anbieter bezeichnen das Ganze häufig als „Heilung ohne Medikamente“, „Natürliche Heilung“ oder „Heilung durch Ernährung“ und machen teils abstruse Versprechen. Ich will an dieser Stelle nicht zu solchen Anbietern verlinken, deshalb hier einige Beispiele:
HINWEIS: Die roten Texte sind Negativbeispiele und nicht von mir. Sie sind inhaltlich absoluter Quatsch und sollen nur zeigen, was teilweise in Büchern oder auf Websites versprochen wird.

Dieser erste Text stammt von einer Ernährungsberaterin, die ihr Ernährungsprogramm an CED-Patienten verkauft. Deshalb ist es besonders praktisch für ihr Geschäftsmodell, wenn die gesamte Medizin und Wissenschaft einfach nur fälschlicherweise behauptet, die Krankheit sei chronisch und nicht heilbar. Das ist natürlich absolut falsch und grenzt schon an eine Verschwörungstheorie. Die richtige Ernährung und geeignete Nährstoffe sind auf jeden Fall wichtig, können alleine die Darmschleimhaut aber leider nicht vor der Entzündung schützen.

Diese Überschrift ist der Titel eines Buchs mit über 200 Bewertungen auf Amazon. Der Autor verspricht, dass Patienten mit seiner Möhrensuppe ihre Medikamente deutlich reduzieren können oder das mit „Möhren, Heidelbeeren und Äpfeln blutiger Durchfall in rasend kurzer Zeit gestoppt werden kann“. Seinen Doktor-Titel führt er dabei besonders gerne und lässt den Zusatz „rer. nat.“ auch einfach mal weg. Der könnte ja verraten, dass er gar kein Arzt ist, sondern in industrieller Chemie promoviert hat (was schon weniger nach Naturheilkunde klingt…).

Würde ich Möhrensuppe statt Kortison bevorzugen? Ja absolut! Sollte man glauben, dass niemand außer unserem Chemiker auf diese Idee gekommen ist und seine Therapie darauf umstellen? Auf keinen Fall. Die Nebenwirkungen von Kortison sind bestens erforscht und nicht ohne Grund wird es nur im schweren Schub, für möglichst befristete Zeit und unter dauerhafter Überwachung genutzt. Aber zur Behandlung akuter Schübe ist es derzeit leider die beste Wahl. Frage deinen Arzt gerne, ob zusätzliche Möhrensuppe hilfreich ist. Aber bitte stelle niemals wegen einem Amazon-Buch eigenständig deine Therapie um!

Diese selbsternannte „Online-Immunspezialistin“ lügt schon im ersten Satz. Wie oben bereits geklärt, ist es bisher leider schlichtweg falsch, dass Colitis Ulcerosa heilbar ist. Und das gilt sowohl für Homöopathie als auch für richtige Medizin. Hinzukommt, dass mit Homöopathie selbst überhaupt nichts heilbar ist. Sie enthält meist nicht einmal nachweisbare Wirkstoffe und funktioniert rein über den Placebo-Effekt. [3] Auch sie ist keine Medizinerin, sondern hat sich in ihrer Doktorarbeit der Musik mit „Geschlecht und Stimme im zeitgenössischen Musiktheater bei Stockhausen, Rihm und Hölszky“ beschäftigt. Ob da chronisch entzündliche Darmerkrankungen ein Thema waren, wage ich zu bezweifeln.

Zum Abschluss wird es nochmal besonders abstrus. Auch diese Überschrift ist der Titel eines beliebten Buchs auf Amazon. Darin beschreibt die Autorin (dieses Mal ohne Doktortitel), wie sie rein durch eine Ernährungsumstellung innerhalb eines Jahres alle Medikamente absetzen und beschwerdefrei werden konnte. So weit, so fragwürdig. Aber wenn es geklappt hat, ist daran ja nichts auszusetzen. Was dann aber kritisch wird, sind folgende Aussagen:

„Die Schulmedizin sagt, die Krankheit wäre nicht heilbar. Doch die Unheilbarkeit ist nicht wissenschaftlich erwiesen, sondern ergibt sich aus der Tatsache, dass es außer Dr. Bruker noch keinem Arzt gelungen ist, vollständige Beschwerdefreiheit zu erreichen.“

Den ersten Teil hatten wir schonmal: Alle Mediziner und Wissenschaftler der Welt erzählen uns Patienten einfach aus Spaß, dass die Krankheit nicht heilbar wäre. 1A Verschwörungstheorie und absoluter Schwachsinn.

Dieses Mal kommt dann aber noch ein grundlegendes Missverständnis über das Prinzip von Wissenschaft dazu. Niemand muss beweisen, dass eine Krankheit unheilbar ist. Stattdessen muss logischerweise ein Medikament, eine Therapie oder von mir aus auch eine Möhrensuppe zeigen, dass sie wirkt. Dies hat für Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn bisher leider noch niemand geschafft und deshalb gelten die Erkrankungen (bisher) als nicht heilbar. Es steht aber jedem offen, die Wirksamkeit eines Mittels zu beweisen und unzählige Menschen arbeiten täglich genau daran.

Aber was ist denn mit dem Herrn Dr. Bruker, auf den die Autorin verweist? Hat er vielleicht wirklich die Lösung gefunden und ihm hat einfach bis zu seinem Tod 2001 nie jemand zugehört? Immerhin ist er die einzige Person in diesem Beitrag mit einem medizinischen Doktortitel…

Du kannst dir die Antwort vermutlich denken. Dr. Brukers Ernährungslehre ist zwar in der Naturheilkunde beliebt, wissenschaftlich aber gefährlicher Schwachsinn. Seine Empfehlung zu Rohkost und Hülsenfrüchten statt Schonkost bei Schüben der CED widerspricht den medizinischen Empfehlungen (und auch dem gesunden Menschenverstand) und hilft nicht, sondern begünstigt Mangelernährung, die man im Schub nun wirklich nicht gebrauchen kann. Allgemein wurden für seine Rohkosternährung zahlreiche schädliche Folgen nachgewiesen und die Ernährungswissenschaft lehnt seine Behauptungen als „unhaltbar“ ab. [4]

Das alles wundert einen aber spätestens dann nicht mehr, wenn man folgende „Erkenntnis“ von Herrn Bruker kennt: Wer sich nach seiner Theorie ernährt, braucht sich nämlich auch keine Sorgen vor einer AIDS-Infektion machen. [4] Noch Fragen?

colitis ulcerosa heilbar wundermittel
Im Internet und auch unter Alternativmedizinern gibt es leider viele falsche Versprechen zur Heilung der Colitis.

Auch wenn man drüber lachen kann, hat die Sache einen ernsten Hintergrund. Ich selbst kenne das Gefühl, wenn Medikamente nicht wirken und die Ärzte keinen Ausweg mehr zu finden scheinen. Das kann einen schnell in die Verzweiflung treiben und plötzlich ist man froh über jeden Strohhalm, der Besserung verspricht.

Umso verabscheuenswerter ist es dann, wenn genau dieses Gefühl ausgenutzt wird, um daraus finanziell zu profitieren. Kein Anbieter aus den Beispielen bietet seine Wunderlösung einfach aus Nächstenliebe an. Es geht immer darum, ein Buch, ein Heilmittel oder ein Ernährungsprogramm zu verkaufen. Solltest du in der unglücklichen Situation sein, verzweifelt nach einer Lösung zu suchen, dann lass dich nicht von solchen Anbietern über den Tisch ziehen. So schön es auch wäre, weder Möhrensuppe noch Rohkost machen Colitis Ulcerosa heilbar.

Stattdessen ist es extrem gefährlich, seine Therapie ohne Rücksprache mit dem Arzt zu ändern oder sogar ganz zu beenden. Halte deshalb unbedingt immer Rücksprache mit einem Arzt (der dir nichts verkaufen will), bevor du neue Methoden ausprobierst. Und wenn du ein interessantes Buch gefunden hast, dann investiere fünf Minuten deiner Zeit, um zu checken, wer da seine Weisheiten verbreitet und ob das Konzept dem Stand der Wissenschaft entspricht.

Quellen:
[1] Yeshi, K.; Ruscher, R.; Hunter, L.; Daly, N.L.; Loukas, A.; Wangchuk, P. Revisiting Inflammatory Bowel Disease: Pathology, Treatments, Challenges and Emerging Therapeutics Including Drug Leads from Natural Products. J. Clin. Med. 2020, 9, 1273. https://doi.org/10.3390/jcm9051273
[2] Frank H. Mader, Bernhard Riedl: Allgemeinmedizin und Praxis, 8. Auflage
[3] https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/homoeopathie-wissenschaftlich-nicht-nachvollziehbar/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Otto_Bruker

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8 Antworten auf „Ist Colitis Ulcerosa heilbar?“

Hallo Lasse,

ich hoffe Du konntest etwas Ruhe finden und natürlich hoffe ich auch, das es Dir mit dem Pouch sehr gut geht.

Wie Du weißt, habe ich mich von der schulmedizinischen Behandlung abgewandt und arbeite seit einem Jahr hart an mir. Trauma-Therapie (sehr erfolgreich), Thematik Parasympathikus und Sympathikus (Nervensystem) sind dabei der größte Punkt. Ich ernähre mich zur Zeit immer noch Carnivore in höchster Qualität und habe durch den jetzt erlangten Fettstoffwechsel ein mir bisher ungekanntes Energielevel erreicht. Suppenkoma und Tagestiefs gibt es faktisch bei mir nicht mehr.
Zudem meditiere ich, treibe Sport und achte so oft wie es nur geht darauf bewusst durchs Leben zu gehen. Das ist natürlich sehr anstrengend und bedarf auch viel Zeit und Kraft, bis sich Erfolge einstellen. Aber mittlerweile habe ich ohne Medikamente immer weniger Symptome, und war sogar schon einige Tage ohne Blutausscheidungen und Gelenkschmerzen. Auch die Entzündungen auf der Haut sind stark zurück gegangen.
Ich habe mir alle Amalgamfüllungen entfernen lassen und werde sogar meinen Beamtenstatus aufgeben und die damit verbundene „vermeintliche“ Sicherheit hinter mir lassen und anfangen zu leben.

Die letzte gastrologische Untersuchung ist 2 Monate her und hat eine hochentzündliche Colitis ergeben. Am 07.09. steht nur eine weitere Untersuchung an und ich bin gespannt, ob meine körperlich sprürbaren Verbesserungen auch visuell bestätigt werden.

Im großen und ganzen kann ich sagen, das man sich nicht auf Lebensmittel allein verlassen soll. Man soll nur schauen, wie der Körper auf gewisse Nahrung reagiert. Dann sollte man daraus lernen und folglich handeln. Wichtig ist eine möglichst unverarbeitete, nährstoffreiche Ernährungsweise. Stück für Stück arbeite ich mich aus der „chronischen Erkrankung“ heraus und das ist kein Wunschdenken, sondern findet zur Zeit wirklich statt. Ich hatte viele Zweifel und war mir auch sehr lange Zeit sehr unsicher. Aber ist das ein Wunder? Wer von uns hat denn gelernt auf sich zu hören und wirklich zu vertrauen. Wir geben nur allzu gern die Verantwortung an andere ab (Ärzte z.B.). Aber das ist in der Gesellschaft so verankert und fest im Leben integriert.

Meine Probleme, vor allem das unbewusste Leben waren mir null bewusst. Durch Meditation, Neustrukturierung meines Lebens, Integration von gesunden Morgen- und Abendroutinen habe ich mir viele Ressourcen freigeschaufelt und mein Stresslevel extrem gesenkt. Ich schlafe nun wesentlich besser, habe genug Energie um meine Tage mit Schwung zu bewältigen und bin überwiegend gut gelaunt, sehr stressresistent und ausgeglichen.
Ich kann von mir behaupten, dass die Lösung ausschließlich in mir liegt. So wie die Probleme auch in mir lagen. Man ist für alles im Leben verantwortlich. Es geht nicht um Schuld, es geht um die Verantwortung sich selbst gegenüber. Niemand betankt einen Diesel mit Benziner. Klar, das geht und der Diesel fährt auch zunächst, aber geht viel schneller kaputt. Der menschliche Körper ist auch eine Maschine. Man füllt etwas ein, es wird verbrannt, erzeugt Energie und scheidet schließlich aus. Jeder sollte schauen, welche Art von Motor er hat und das befüllen dieses Motors bezieht sich nicht nur auf Nahrung, sondern auch auf jeden Input den man sich vorstellen kann.
Die“chronischen“ Zivilisationskrankheiten kommen in vielen Teilen der Welt einfach nicht vor. Diese Menschen leben aber auch natürlich, naturverbunden, ohne Dauerbeschallung aller Sinne durch, Lichter, Werbung, social media, to do`s, sinnlose Tätigkeiten, etc…

Ich bleibe auf meinem Weg und werde den seit einem Jahr anhaltenden Dauerschub, welcher jetzt so weit abgeschwächt ist, dass ich bereits einige Tage symptomfrei war, in eine dauerhafte, nachhaltige Rezession bringen. Eine Heilung mag es vllt. nicht geben, aber man kann in ein dauerhaftes, entzündungsfreies Leben übergehen und dies auch dauerhaft aufrecht erhalten.

Kein Arzt konnte mir erklären, was die Auslöser für die Colitis sind. Die Schulmedizin tappt im dunklen und behandelt ausschließlich symptomatisch. Das kann bei schweren Schüben zunächst helfen und ist eine gute Sache, aber wenn man die Problematik angehen möchte, dann sollte man sich nicht nur auf die Götter in weiß verlassen, sondern sein Leben anschauen, durchleuchten, Verhaltens- und Traumatherapien machen, bei sich die Gründe für die Erkrankung suchen und dann hart an sich arbeiten. Stück für Stück… lernen was einem gut tut und was der Körper einem mitteilt.

Dies sind meine Erfahrungen und ich bin mir zu 100% sicher, das ich in einigen Monaten komplett symptomfrei sein werde. Ich bleibe auf meinem Weg und habe die Verantwortung zu 100 % übernommen (was der schwierigste Schritt war). Ich hoffe, das viele mit Morbus Chron, Colitis Ulzerosa und ähnlichen Erkrankungen auch mal in sich gehen und die Lösung in sich selbst suchen, anstatt sich ausschließlich auf eine äußere Problemlösung zu verlassen.

Ich finde Deinen Blog sehr gut und vor allem hilfreich. Ich hoffe Du wirst weiter berichten und vor allem gesund bleiben.

Beste Grüße

Hallo Lasse,

nun sind 1,5 Jahre vergangen, als ich in einer Not-OP nach diagnostizierter CU und einem Darmdurchbruch 80 % meines Dickdarmes losgeworden bin. Ich habe 1,5 Jahre hart an mir gearbeitet und jetzt bin ich zu 100% beschwerdefrei. Ohne Medikamente! Eine RV des Stomas erfolgt in den nächsten Wochen. Ich lasse Dir gern meine Krankenakte und auch die nächste Ergebnisse der anstehenden Spiegelung zukommen. Wie ich das geschafft habe? Ich habe regelmäßig meditiert, gelernt mich wahr zu nehmen. Dazu brachte ich mir bei nein und gleichzeitig ja zu mir zu sagen. Eine Trauma Therapie hat mir zusätzlich Erleichterung gebracht. Eine Heilung ist möglich. Die Antwort steckt in jedem von uns. Man benötigt keine Medikamente oder irgendwelche anderen Hilfsmittel.

Beste Grüße

Hallo Sebastian,

ich freue mich sehr, dass es dir wieder besser geht und du nun ohne Medikamente leben kannst! Du hast meinen vollsten Respekt und ich wünsche dir viel Erfolg bei der Rückverlegung.

Ein gesundes Leben ohne Medikamente nach einer erfolgreichen OP sollte allerdings nicht mit dem Verzicht auf Medikamente während einer aktiven Colitis verglichen werden. Du kannst auf die Medikamente verzichten, weil es dir dank der erfolgreichen OP wieder so gut geht, nicht andersherum. Diese Logik umzudrehen, kann schnell gefährlich werden.

Schon lange nicht mehr so herzlich gelacht! Danke, Lasse!

Ich habe selbst einen schweren Verlauf und befinde mich vor OP 2 zur Pouchanlage.
Ich bin auf eine Ayurvedaärztin hereingefallen (und ich bin Ernährungswissenschaftlerin *schäm*). Ich sollte meinen Parasympathikus mit Lavendelöl massieren (Mitte am Ende des Brustkorbes). Als es nach Wochen immer noch beim Massieren weh tat, sagte sie, ich müsse weiter machen und noch Massagen dazubuchen (für 145€ pro Sitzung über 12 Monate = 1740€!). Der Hausarzt diagnostizierte eine akute Pankreatitis und schickte mich ins Krankenhaus. Der Pankreas sitzt nämlich genau in der Mitte am Ende des Brustkorbes. 😀

Also, auch als Naturwissenschaftlerin ist man nicht gefeit vor Scharlatanen und glaubt nur zu gerne Heilsversprechen!

Mir hat die Umstellung der Ernährung auf Vollwertkost geholfen. Habe seit 2,5 Jahren keinen Schub mehr und lebe ohne Medikamente. Frischkorngericht und Kohlrabi – meine beste Freunde😊🙏 davor hatte ich mindestens 4 Schübe jedes Jahr, Blutungen im Darm und durchgehende Medikamenteneinnahme. Ich bin dankbar für diese Lebensqualität und hoffe, dass auch weitere Menschen für sich eine Besserung erreichen können.

Hallo in die Runde und Danke Lasse, für deinen Blog und deine wohldurchdachte, -recherchierte und -formulierte Art hier zu schreiben.

Speziell dieses Thema liegt mir persönlich auch sehr am Herzen, da ich selbst Wissenschaftler bin – gleichzeitig in meinem persönlichen Umfeld, gerade auch in der Familie, Esoterik und Homöopathie sehr präsent sind. Mit einem schweren Verlauf + fortgeschrittener PSC kann das manchmal ganz schön zum „Minenfeld“ werden und sich dabei selbst treu zu bleiben, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen ist nicht immer einfach.

Das liegt auch daran, dass es absolut nicht von der Hand zu weisen ist, dass ein salopp gesagt „bewusster Lebensstil“, mit Bewegung, gesunder Ernährung, Entschleunigung etc. sich für dieses Umfeld ohne Zweifel positiv auswirkt. (Natürlich im Prinzip auch für mich – wenn ich nicht gerade wegen eines akuten Schubs nicht nur Probiotika, sondern überhaupt keine Lebensmittel halten kann und hilfreiche Tipps eher belastend sind als hilfreich.)
Abgesehen davon ist auch ein Placebo-Effekt trotzdem ein Effekt und manchmal würde ich mir von Herzen wünschen, ich hätte diesen tiefen, z.T. unerschütterlichen Glauben, der es mir erlaubt alle paar Monate DIE einzig wahre nächste Möhrensuppe auszumachen, die für mich als Wundermittel feststeht und dazu beiträgt, dass ich Rückschläge oder z.T. Verschlechterungen auf gott-weiß-was zurückführe, ohne dabei die allmächtige Wirkung der Möhrensuppe in Frage zu stellen…
Das kann ich aber nicht. Nicht nur wegen der (oft wirklich dreisten) Behauptungen, Versprechungen und Verschwörungen, die neben all dem gut gemeinten und z.T. durchaus hilfreichen Austausch häufig in diesen Communities kursieren – sondern auch, weil es einfach nicht ausreicht, so sehr auch ich es mir wünschen würde.

Das Quäntchen Sarkasmus, das hier mitschwingt, kann und will ich mir nicht verkneifen, weil ich glaube und hoffe, dass du Lasse und ggf. auch andere Leser:innen verstehen, was ich meine.
Aber ich will es nochmal deutlich sagen: was ich geschrieben habe meine ich vollkommen ernst. Die Benefits eines ausgeglichenen Lebensstils sind nicht von der Hand zu weisen und niemandem kann daran gelegen sein, etwas, das helfen kann, kategorisch abzulehnen. Auch in der Wissenschaft geht es um Wahrscheinlichkeiten. Der/die „Durchschnittspatient:in“, der/die sich als Durchschnitt aller relevanten Parameter ergeben würde findet sich oft gar nicht in der Stichprobe wieder – abgesehen davon, dass so viel zusammenwirkt, dass gar nicht wirklich klar ist, was genau zu den relevanten Parametern gehört und wie man das verlässlich messen kann.
Ein Umstand, der den meisten Forschenden völlig klar ist, was sich u.a. in den Formulierungen auch zeigt: „Es gibt bisher kein Medikament und keine Therapie, für die eine Heilung der Erkrankung nachgewiesen werden konnte.“ nicht mehr und nicht weniger.
„Was mir hilft, hilft mir, ganz egal was andere sagen“ – völlig richtig. Umgekehrt gilt aber genau das gleiche: nur weil jemand einen Effekt erzielt (anekdotisch, nicht selten „nur“ subjektiv, als Momentaufnahme und streng genommen ein Zusammenhang und keine Kausalität), heißt das nicht, dass das für andere ebenfalls zutrifft.
Und genau das ist für mich der springende Punkt: Natürlich kann man die eigene Überzeugung vor sich und anderen rechtfertigen. Aber ultimativ muss es jeder und jede für sich selbst entscheiden. Und wenn jemand seine Erkrankung durch was-auch-immer-es-ist in den Grifft bekommt: Genial! Das ist jedem neidlos zu wünschen, überhaupt keine Frage.
Wenn dasselbe bei jemand anderem nicht funktioniert, dann hat das aber nicht zwangsläufig damit zu tun, dass er/sie es nicht richtig versucht hat, nicht „alle Regeln“ befolgt hat, nicht A getan hat oder B vermieden hat. Es kann auch schlichtweg einfach nichts bringen.
Life can be a bitch und Krankheit und Tod gehört schon immer (!) mit zum Leben und gegen nichts bin ich allergischer als gegen „Das gab es früher nicht“. Ich würde mir auch wünschen für immer jung und gesund zu bleiben. Das werde ich aber nicht – ganz egal ob ich eine chronische, unheilbare Krankheit habe oder nicht und ganz egal ob das eine „Zivilisationskrankheit“ ist oder ob ich in einer „unzivilisierten“ Gesellschaft mit einem offenen Darm schon bei der Geburt gestorben wäre – genauso wie unzählige andere, die aufgrund höherer Kindersterblichkeit und niedrigerer Lebenserwartung „ausgesiebt“ worden wären (…hier das Einfallstor für abstruse Weltanschauungen, die latent bei der ganzen Thematik mitschwingen, aber das ist ein Riesenthema für sich).
…..Jeder Mensch sollte sich informieren und nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen für sich treffen. Und natürlich ist es eine Gratwanderung zwischen: „Ich versuche jemandem mit meiner Überzeugung zu helfen und mit etwas Nachdruck auch zu motivieren etwas zu ändern, was ihm/ihr sonst schwer fällt“ und „Ich klammere mich verzweifelt an meine Hoffnung, dass alles wieder gut wird und missbrauche das Schamgefühl, das schlechte Gewissen und die Hilflosigkeit anderer, um meine Anschauungen aufrechtzuerhalten oder auch einfach nur, weil ich daraus Profit schlagen kann“.
….Ok zugegeben, das ist keine Gratwanderung, da gibt es noch einiges dazwischen und natürlich wird letzteres kaum jemand als den Beweggrund für das eigene Handeln so wahrnehmen oder sich das eingestehen – aber letztendlich ist das ein Effekt den eine fehlende Akzeptanz der gegenwärtigen „Unheilbarkeit“ von CEDs haben kann: Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich habe mich absolut schon schlecht Gefühlt, weil ich den Eindruck hatte, dass es doch noch mehr geben muss, das ich machen kann; dass ich mich eben nicht ausreichend bemüht habe den inneren Schweinehund zu überwinden und das zu tun was vielleicht unbequem aber eben „gut“ für mich ist. Hat es mir geholfen? Unterm Strich wohl kaum – aber wer kennt schon Alternative? Die „Kontrollgruppen“ Realität, in der Medikamentennehmer aufgehört haben und stattdessen in völligem Einklang mit sich selbst leben ohne wenn und aber; oder diejenigen, die das in Hülle und Fülle tun weiterhin Medikamente nehmen oder einfach etwas ganz anderes machen und ggf. trotzdem in Remission geblieben sind? Wer weiß es? Also ich weiß es nicht.

Liebe Grüße!

PS: Das richtet sich übrigens nicht speziell an dich Sebastian, ich finde deine Kommentare im Großen und Ganzen ziemlich ausgewogen. Allerdings ist das was Lasse geantwortet hat das erste, was mir auch durch den Kopf gegangen ist. Aber wie gesagt: jeder Mensch ist Spezialist:in für sich selbst und ich finde es super, wenn du das für dich so hinbekommst – ich bin mir sicher, dass es auch ganz abgesehen von deiner CED viel Positives mit sich bringt. Alles Gute!

Besser hätte ich es nicht beschreiben können, Danke für diesen tollen Kommentar!
Wie du schon sagst, wir alle würden uns über die magische Möhrensuppe freuen. Und wenn es Patienten gibt, die damit gut leben, dann ist daran absolut nichts falsch. Gefährlich wird es nur, wenn dieser Glaube böswillig ausgenutzt wird oder dazu führt, dass bessere Alternativen nicht genutzt werden.
Der Begriff „Komplementärmedizin“ trifft es meiner Meinung nach schon ganz gut. Du hast das Gefühl, eine Möhrensuppe hilft dir? Dann iss sie gerne ZUSÄTZLICH zu deiner primären Therapie nach aktuellem Stand der Forschung. Solange die Möhrensuppe aber nicht dem Stand der Forschung entspricht, sollte sie auch nicht die primäre Therapie sein. 😀

Achja und zu dem Thema, dass die Erkrankung nicht heilbar ist: Das hat mich am Anfang und in den schweren Schüben auch immer sehr beschäftigt. Ich bin auch jemand, der gern alles gibt und Dinge unter Kontrolle hat. Da ist es nicht einfach, der Krankheit und Medizin mitunter ziemlich ausgeliefert zu sein. Vielleicht wäre das mal ein Thema für einen eigenen Beitrag…

Danke fürs Lesen und deinen Kommentar!
Lasse

Japp 🙂 wie gesagt, Danke dir für deinen hilfreichen Blog.

Das alles geben und Dinge unter Kontrolle haben: soweit ich weiß ein nicht unüblicher Wesenszug bei CED-Patienten 😛

Und übrigens ein wissenschaftlich deutlich besser untersuchter Zusammenhang, als ich selbst immer geglaubt habe: psychosozialer Stress und Entzündung. Ein entscheidender Mechanismus dabei: die Bewertung durch andere (und wie wichtig uns das ist) und soziale Hierarchie – in Situationen, in denen wir dem Urteil anderer „ausgeliefert“ sind, führt psychischer Stress besonders zu Entzündungsreaktionen im Organismus.
Die Theorie: Entzündungsvorgänge sind ein angemessener Mechanismus, um den Organismus auf systemische Bedrohungen vorzubereiten. Gleichzeitig zur unmittelbaren Stressreaktion wird hormonell (über die HHN-Achse) eine Gegenreaktion angeregt und mit ca. 15min Verzögerung führt das ausgeschüttete Cortisol (also sozusagen das körpereigene Cortison) dazu, die Reaktion zu mindern…. es sei denn irgendwas gerät aus dem Ruder – z.B. der Stressor wird nicht abgewendet/ist chronisch. Auch das kann nützlich sein, weil jemand so z.B. motiviert wird sein Verhalten anzupassen, wenn es in der sozialen Gruppe unangemessen/unerwünscht ist – hier kommt die soziale Komponente ins Spiel, was evolutionär ja durchaus sinnvoll ist, weil das sonst eben auch eine ernsthafte Bedrohung für den menschlichen Organismus darstellt bzw. dargestellt hat.
Jetzt sind wir wieder bei den Zivilisationskrankheiten etc. und alles wird furchtbar komplex. Denn neben den Stressoren, die heutzutage ganz andere sind als in der überwiegenden Geschichte der Menschheit… spielt anscheinend durchaus auch das Darmbiom (und damit die Ernährung) eine Rolle. Dazu gibt es tatsächlich experimentelle Untersuchungen, die am Tiermodell (Ratten) kausale Zusammenhänge zwischen chronischem Stress, Darmbesiedelung und psychischen Outcomes (v.a. depressive Symptome) aber eben auch Darmentzündung (!) zeigen. Aber wie immer muss man mit der Interpretation vorsichtig sein: die Faktoren sind so vielfältig und a) die Übertragung vom Tiermodell auf den Menschen ist unzulässig, b) die Effekte sind natürlich keinesfalls deterministisch, sondern eben wieder eine Wahrscheinlichkeitsverteilung und c) ob die Erkenntnisse helfen umgekehrt eine bestehende Entzündung zu mindern ist meines Wissens nach unklar (auch wenn Stuhltransplantationen etc. ja durchaus auch Effekte zeigen können). Viel wichtiger ist aber wohl: Stress ist nicht gleich Stress und indem ich versuche Stress zu vermeiden tu‘ ich mir sicher nicht immer einen Gefallen etc. also das Ganze ist alles andere als erschöpfend erforscht oder dazu geeignet irgendwelche Dinge in Gänze und alleinstehend zu erklären oder zu rechtfertigen. ABER: es ist auf jeden Fall ein interessantes Feld und eines, das meiner Meinung nach umfangreicher bei der medizinischen Behandlung berücksichtigt werden sollte (präventiv, aber auch als ggf. „aufrechterhaltender Faktor“, wenn psychische Aspekte der Erkrankung nicht wirklich angegangen werden).

Liebe Grüße!

Hier ein bisschen Material, falls es dich interessiert (ich hoffe die Artikel sind open access):
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0306453018306954
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6334733/

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