Passend zum neuen Jahr kommt hier der Überblick über die aktuellen Entwicklungen in der Arzneimittelforschung für neue Colitis Ulcerosa Medikamente. Genau wie im Überblick für 2022 und für 2023 findest du hier alles Wichtige über die spannendsten neuen Therapien wie Mirikizumab, Etrasimod, Risankizumab, Duvakitug, Guselkumab und weitere. Egal ob frisch zugelassen oder in einem wichtigen Entwicklungsstadium: Sie alle sehen vielversprechend aus und könnten 2025 einen großen Beitrag zur Behandlung von Colitis Ulcerosa leisten!
Neues Jahr, neue Colitis Ulcerosa Medikamente
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn werden seit Jahren immer häufiger und sind auch 2025 noch immer nicht vollständig heilbar. Auch deshalb wird überall auf der Welt intensiv geforscht, um neue Medikamente und Therapien zu entwickeln.
Dass das erfolgreich ist, zeigt meine eigene Geschichte mit Colitis Ulcerosa: Mit Xeljanz® (Tofacitinib) und Entyvio® (Vedolizumab) habe ich persönlich schon von Medikamenten profitiert, die erst 2018 und 2014 zugelassen wurden. Damit waren sie zum Zeitpunkt meiner Therapie erst wenige Jahre alt, konnten mir teilweise aber unglaublich weiterhelfen.
Die medizinischen Möglichkeiten wurden seitdem kontinuierlich erweitert und auch 2025 gibt es wieder neue Medikamente zur Therapie von Colitis Ulcerosa, die man als Betroffener unbedingt im Blick haben sollte.
Im Vergleich zum Überblick 2023 ist die Bandbreite der potenziellen neuen Therapien nochmal größer geworden und in eigentlich allen Phasen der Arzneimittelforschung gibt es Fortschritte. Folgende Übersicht hilft dir dabei, sie einzuordnen:

Mirikizumab/Omvoh (zugelassen)
Starten wir direkt mit guten Nachrichten: Seit Mai 2023 ist Mirikizumab (Omvoh®) in der EU für Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa zugelassen. Der monoklonale Antikörper gehört zur Gruppe der IL-23-Hemmer und ist das erste Medikament dieser Art für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Es kommt zum Einsatz, wenn andere Therapien nicht ausreichend gewirkt haben oder nicht vertragen wurden. In der Phase-III-Studie LUCENT-2 erreichten 50 % der Teilnehmenden eine anhaltende Remission über ein Jahr. Die Behandlung beginnt mit drei Infusionen von 300 mg im Abstand von vier Wochen, danach folgt eine Erhaltungstherapie mit 200 mg monatlich. Wenn sich die Beschwerden nach sechs Monaten nicht ausreichend verbessern, sollte die Therapie beendet werden.
Mirikizumab erweitert das Spektrum der biologischen Therapien für Colitis ulcerosa wie z.B. Infliximab (TNF-α-Hemmer), Ustekinumab (IL-12/IL-23-Hemmer) und Vedolizumab (Integrin-Hemmer). Häufige Nebenwirkungen von Mirikizumab sind Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerzen und Hautreaktionen. Da es das Immunsystem beeinflusst, sind regelmäßige ärztliche Kontrollen wichtig.
Risankizumab/Skyrizi® (zugelassen)
Die EU hat Risankizumab (Skyrizi®) Ende Juli 2024 für Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa zugelassen. Das Medikament ist eine Option für Betroffene, die auf herkömmliche Therapien oder Biologika nicht ausreichend angesprochen haben oder diese nicht vertragen.
Risankizumab gehört zur Gruppe der IL-23-Antikörper und wirkt gezielt gegen die Entzündung im Darm. In klinischen Studien erreichten nach zwölf Wochen 20 % der Patient:innen eine Remission, verglichen mit nur 6 % in der Placebo-Gruppe. Nach einem Jahr lag die Remissionsrate bei bis zu 40 %. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Infektionen der oberen Atemwege, Anämie und Gelenkbeschwerden, es wurden jedoch keine neuen Sicherheitsrisiken festgestellt.
Etrasimod (zugelassen)
Auch stand schon länger hier auf der Liste. Jetzt gibt es gute Nachrichten: Die EU hat das Medikament Etrasimod (Velsipity®) Anfang 2024 zugelassen. Der Wirkstoff kann einmal täglich oral eingenommen werden und hilft Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa, die auf andere Therapien nicht ausreichend angesprochen haben.
Etrasimod wirkt, indem es bestimmte Immunzellen daran hindert, in den Darm zu gelangen und dort Entzündungen auszulösen. In Zulassungsstudien konnte das Medikament zeigen, dass es sowohl die Symptome als auch die Entzündung langfristig lindern kann. Nach drei Monaten waren 26 % der Patient:innen beschwerdefrei, während es in der Placebo-Gruppe nur 11 % waren. Nach einem Jahr war die Remissionsrate in der Etrasimod-Gruppe sogar 32 %.
Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei Velsipity® mögliche Nebenwirkungen. Am häufigsten treten Lymphopenie (eine Verringerung bestimmter Immunzellen) und Kopfschmerzen auf. In den ersten Tagen der Einnahme kann das Medikament den Herzschlag verlangsamen, weshalb es zunächst mit einer Mahlzeit eingenommen werden sollte. Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, insbesondere des Herzens, der Leber oder des Immunsystems, sollten vor der Einnahme ärztlichen Rat einholen. Die Europäische Arzneimittelagentur hat jedoch festgestellt, dass der Nutzen des Medikaments die Risiken überwiegt – und damit steht nun eine neue Therapieoption für Betroffene in der EU zur Verfügung.
Olamkicept (Phase 3)
Olamkicept steht schon seit 2022 auf dieser Liste. Das Medikament wird von Forschenden in Kiel entwickelt. Nun wurden Ergebnisse zur Phase-II-Studie veröffentlicht, in der die Wirksamkeit und Verträglichkeit des neuartigen Wirkstoffs bei Patientinnen und Patienten mit Colitis Ulcerosa bestätigt wird [1].
Die Studie bestätigt die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Olamkicept bei Colitis Ulceros, ohne das Immunsystem stark zu unterdrücken. In der Studie mit 91 Patient:innen zeigten 600 mg Olamkicept täglich über zwölf Wochen deutliche Erfolge: Bei 21 % verschwanden die Symptome komplett, fast 35 % erreichten eine Heilung der Darmschleimhaut. Diese vielversprechenden Ergebnisse machen Hoffnung auf eine neue, gezieltere Therapieoption.
Obefazimod (Phase 3)
Obefazimod, welches als Tablette verabreicht wird, konnte unter der Bezeichnung ABX464 in einer großen Phase-2-Studie bereits hervorragende Ergebnisse liefern:
- Nach 48 Wochen befanden sich 58,4% der behandelten Patienten in Remission.
- Über 80% der Patienten, die bereits zuvor in Remission waren, waren mit einmal täglicher Einnahme von 50mg Obefazimod nach einem Jahr immer noch dort.
- Es zeigten sich keine Sicherheitsrisiken für die Patienten.
Das Phase-3-Studienprogramm ABTECT untersucht nun, ob Obefazimod eine wirksame und sichere Behandlungsoption für Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa sein kann. In 36 Ländern nehmen 1.200 Patient:innen an den Studien teil. Erste Ergebnisse aus der 8-wöchigen Induktionsstudie werden Anfang 2025 erwartet, während die Erhaltungsstudie über ein Jahr läuft. Eine Langzeitstudie mit einer niedrigeren Dosis (25 mg) zeigt bereits vielversprechende Ergebnisse: 84 % der Teilnehmenden konnten ihre Krankheit unter Kontrolle halten. Diese Fortschritte machen Hoffnung auf eine neue, gut verträgliche Therapie.
Auch für andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen könnte Obefazimod helfen. Eine Studie zur Behandlung von Morbus Crohn ist in Vorbereitung, und Forschende prüfen, ob der Wirkstoff mit anderen Therapien kombiniert werden kann. Erste Erkenntnisse dazu werden bald erwartet. Außerdem sucht das Unternehmen Abivax nach ähnlichen Wirkstoffen, um weitere neue Behandlungsoptionen zu entwickeln. Es bleibt spannend – vielleicht gibt es bald noch mehr innovative Therapien für Betroffene! [2]
Guselkumab (Phase 3)
Der monoklonale Antikörper Guselkumab (Tremfya®) zeigt vielversprechende Ergebnisse bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. In den Phase-3-Studien GALAXI 2 & 3 konnte das Medikament die Symptome von Morbus Crohn wirksam lindern – besser als ein bereits zugelassenes Biologikum (Ustekinumab) und deutlich besser als Placebo. Nach 12 Wochen zeigte fast die Hälfte der Patient:innen eine spürbare Verbesserung, nach 48 Wochen erreichte ein Drittel eine endoskopische Heilung, also eine deutlich reduzierte Entzündung im Darm. Die Behandlung wurde gut vertragen, und es traten keine unerwarteten Nebenwirkungen auf.
Auch bei Colitis ulcerosa liefert Guselkumab vielversprechende Ergebnisse. In der Phase-III-Studie QUASAR konnte es ebenfalls überzeugen. Der besondere Wirkmechanismus – die Blockade von IL-23 und die Bindung an bestimmte Immunzellen – macht es zu einer spannenden neuen Option für Patient:innen, die auf andere Therapien nicht ausreichend angesprochen haben. Eine Zulassung für beide Erkrankungen wird bald erwartet.

Duvakitug (Phase 2)
Ein neuer Name auf dieser Liste: Duvakitug hat in einer Phase-2-Studie beeindruckende Ergebnisse bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erzielt. In der Studie erreichten 47,8 % der Colitis-Patient:innen mit hoher Dosis eine klinische Remission, während es in der Placebo-Gruppe nur 20,4 % waren. Auch bei Morbus Crohn zeigte sich eine deutliche Verbesserung: 47,8 % der Teilnehmenden mit hoher Dosis erreichten eine endoskopische Besserung, verglichen mit nur 13 % unter Placebo.
Besonders bemerkenswert: Duvakitug ist der erste Anti-TL1A-Antikörper, der in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie für Morbus Crohn getestet wurde. Die Behandlung wurde gut vertragen, und es traten keine neuen Sicherheitsbedenken auf. Die Hersteller Sanofi und Teva planen nun die Phase-3-Studien, um die Wirksamkeit weiter zu bestätigen. Sollte alles planmäßig verlaufen, könnte Duvakitug in den nächsten Jahren eine neue Therapieoption für Betroffene werden.
T21 (Phase 1)
Wirklich futuristisch ist die neue Entwicklung T21 des Unternehmens Triastek. T21 ist ein 3D-gedrucktes Arzneimittel, dass Medikamente zielgerichtet in den Darm transportieren kann. Es handelt sich damit nicht um einen Wirkstoff, sondern lediglich um ein Art Trägermaterial, dass mögliche Wirkstoffe gezielt freisetzen kann.
Ende 2022 erhielt T21 in den USA die Freigabe für klinische Studien und befindet sich damit in Phase 1. Es wird gezielt für Colitis Ulcerosa Patienten entwickelt und hat das Potenzial die Nebenwirkungen deutlich zu reduzieren. [14] Seitdem gab es allerdings leider keine Neuigkeiten mehr.

Fazit
Insgesamt gibt es 2025 viele gute Nachrichten zu den potenziellen neuen Colitis Ulcerosa Medikamenten. Mit Mirikizumab (Omvoh®), Risankizumab (Skyrizi®) und Etrasimod (Velsipity®) stehen gleich drei neu zugelassene Medikamente zur Verfügung. Damit gibt es Hoffnung für alle, die dringend auf neue Therapien angewiesen sind!
Quellen:
[1] https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/109-therapie-darmentzuendungen
[2] https://ir.abivax.com/de/news-releases/news-release-details/abivax-gibt-strategischen-ausblick-fuer-2024-und-legt-wichtigste