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Operation J-Pouch

J-Pouch Erfahrungsbericht #21: 6 Wochen nach der Not-OP

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Endlich bin ich wieder zuhause angekommen! Teil 21 des J-Pouch Erfahrungsberichts beschreibt, was in den Wochen nach der Entlassung passiert. Denn nur weil ich wieder zuhause bin, bin ich noch längst nicht wieder fit. Aber alles läuft gut und quasi wöchentlich gibt es sichtbare Fortschritte. Wie der Weg nach der Bauchschnitt-OP genau aussieht, erfährst du hier.

Die ersten Tage

Mittlerweile sind die ersten Tage nach der Entlassung schon eine Art Routine. Auch dieses Mal verlaufen sie wieder ähnlich:

  • Es dauert ein paar Tage, bis der Stoma-Output fester wird und sich normalisiert. Der Körper muss sich erst wieder daran gewöhnen, regelmäßiger und mehr zu essen, nachdem es im Krankenhaus wochenlang nur drei Mahlzeiten gab (von denen zwei aus Brot/Brötchen bestanden). Durch die bessere Ernährung merke ich auch dieses Mal schnell, dass ich wieder zu Kräften komme. Für noch ca. 2 Wochen nehme ich 2-3 Loperamid-Tabletten täglich, um den Flüssigkeitsverlust zu reduzieren. Danach geht es ohne.
  • Die Schmerzmittel versuche ich so schnell wie möglich loszuwerden. Ich nehme sie nicht mehr nach Plan, sondern nur noch nach Bedarf. Auf Tilidin kann ich nach wenigen Tagen verzichten. Das Novalgin brauche ich noch etwas länger; hauptsächlich nachts. Nach 10 Tagen kann aber auch das weg und ich habe trotzdem keine Schmerzen mehr.
Bauchschnitt J-Pouch Erfahrungsbericht
Der Bauchschnitt braucht Zeit um zu verheilen, vor allem die wiedereröffneten Stellen. Das ist der Stand 3,5 Wochen nach OP.

Stoma-Probleme

Neben diesen guten Fortschritten macht mein Stoma in den ersten Wochen leider ziemlich viel Ärger. Ich hatte bisher nie wirklich Probleme mit den Beuteln und alles hat immer sehr gut gehalten. Im Krankenhaus war nur einmal die Klebeplatte undicht. Nach einigen Tagen zuhause ändert sich das allerdings.

Ich mache alles wie immer (so hat es seit Juni super funktioniert) aber die Beutel wollen einfach nicht vernünftig halten. Mehrfach am Tag unterlaufen die Klebeplatten und der Beutel wird undicht. Teilweise stehe ich 4-mal am Tag im Bad und mache die Stomaversorgung neu. Das strengt vor allem nachts wirklich an, weil ich gefühlt schon paranoid bei jedem Aufwachen in der Nacht direkt den Beutel checke. Allerdings ist das nicht unberechtigt; die Stomaversorgung hält eigentlich nie eine Nacht lang durch und ich stehe des Öfteren halbverpennt nachts im Bad und mache die Versorgung neu. Irgendwas muss ich also falsch machen…

Gemeinsam mit meiner Stoma-Therapeutin probiere ich über mehrere Tage hinweg verschiedenste Dinge aus: Andere Stomabeutel, keine Hautschutzringe mehr, mal Hautschutzpaste, mal nicht. Es klappt mal besser und mal schlechter, aber nie so wirklich gut.

Erst als ich auf ihren Hinweis hin von meinem Hausarzt die Fäden der Nähte am Stoma kürzen lasse, erledigt sich das Problem. Die Fäden lagen anscheinend teilweise unter der Klebefläche und dienten damit als Startpunkt, von dem aus die Platte sich mit der Zeit ablöste. Mit neuen (konvexen) Beuteln und den gekürzten Fäden ist wieder Ruhe und alles hält so gut wie vor den letzten OPs. Nun muss nur die gereizte Haut wieder verheilen.

Wundversorgung

Die Versorgung des Bauchschnitts nimmt wirklich viel Zeit in Anspruch, verläuft aber reibungslos. 3-Mal pro Woche bin ich beim Hausarzt, insgesamt 5 Wochen lang. Er spült die Wunde aus, legt Tupfer ein und erneuert den Verband. Auch wenn die offenen Stellen zu Beginn noch recht tief sind, spüre ich dort keine Schmerzen.

2 Wochen nach meiner Entlassung bin ich wieder für einen Kontrolltermin in Köln-Porz. Dort werden die üblichen Fragen gestellt und auch der Bauchschnitt begutachtet. Um dessen Heilung zu beschleunigen bekomme ich eine Tube mit medizinischem Honig, den ich in die Wunde geben soll.

Medizinischer Honig: Hat bei mir sehr gut funktioniert!

Medizinischer Honig besteht ausschließlich aus natürlichem Honig. Allerdings wird dieser durch Bestrahlung gereinigt und etwaige Keime abgetötet. [1] So kann er seine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung zeigen ohne natürliche Keime in die Wunde einzubringen.

Mir hat der Honig sehr gut geholfen. Ich habe bei jedem Verbandswechsel (alle 1-2 Tage) die offenen Stellen damit aufgefüllt und konnte deutlich erkennen, wie die Heilung voranschritt. Mit dem Honig ging das (gefühlt) schneller. Leider ist er relativ teuer (ca. 80€/100g)[2]. Mir haben 20g aber auch vollkommen ausgereicht. Bei großen Wunden kann ich also auf jeden Fall empfehlen, mal eine kleine Portion auszuprobieren.

6 Wochen nach der OP: Der Bauchschnitt ist zu! An der linken Seite sieht man eine der Drainage-Narben.

6 Wochen nach der Not-OP bin ich vorerst das letzte Mal beim Hausarzt um die Wunde versorgen zu lassen. Der Schnitt ist endlich vollständig zu und ich kann die weitere Pflege alleine übernehmen. Das wäre sicherlich auch schon früher möglich gewesen. Mein Hausarzt ist jedoch sehr engagiert und hat bereits zu Beginn empfohlen, die gesamte Heilung zu begleiten. So habe ich mich auf jeden Fall sicherer gefühlt und es hat ja auch gut funktioniert. Zum Schutz des unteren Wundabschnitts trage ich trotzdem vorerst weiterhin einen Verband.

Wie es weitergeht

Was auch bei meinem Termin in Köln besprochen wurde ist natürlich der Termin für die nächste Operation. Diese mittlerweile 5. Runde von ursprünglich 3 OPs wird dann hoffentlich der letzte erforderliche Eingriff sein und mein Stoma erfolgreich zurückverlegen.

Ich hatte vermutet, dass nach der gescheiterten Stoma-Rückverlegung und der anschließenden Not-OP nun eine längere Auszeit zur Erholung nötig sein würde. Damit liege ich aber falsch. „Drei Monate Pause sind sinnvoll“ sagt mir der Arzt, genau wie nach den vorherigen Operationen. Alles darüber hinaus ist auch möglich, würde aber keine zusätzliche Verbesserung bedeuten.

Da ich rund zwei Wochen nach meiner Entlassung wieder begonnen habe, meine verpassten Studieninhalte nachzuarbeiten, will ich in diesem Semester nicht schon wieder aus gesundheitlichen Gründen die Prüfungen verpassen. Also werde ich im Februar und März erstmal diese absolvieren.

Damit das Thema J-Pouch dann nach fast schon einem Jahr aber auch bald mal ein erstes Ziel erreicht, gehe ich direkt danach die 5. Operation an. Ende März 2022 wird also zum zweiten Mal versucht werden, mein Stoma zurückzuverlegen.

Bis dahin darf ich weiterhin keinen Sport machen und muss mich körperlich schonen. Essen kann ich prinzipiell wieder alles, sollte bei faserigen Lebensmitteln allerdings aufpassen. Leider garantiert auch dann niemand, dass das Stoma dieses Mal auch die drei Monate funktioniert. Aber irgendwann muss es ja mal klappen! Also geht jetzt das Leben erstmal weiter bis im März dann der nächste Versuch startet.

Quellen:
[1] https://utopia.de/ratgeber/medizinischer-honig-unterschied-wirkung-und-anwendung/
[2] https://www.shop-apotheke.com/arzneimittel/5017086/medihoney-antibakterieller-medizinischer-honig.htm

Alle Beiträge der Serie „J-Pouch Erfahrungsbericht“ findest du auf der Übersichtsseite.

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    4 Antworten auf „J-Pouch Erfahrungsbericht #21: 6 Wochen nach der Not-OP“

    Hallo Jana!
    Du hast absolut Recht, der aktuelle Stand fehlt. Ich bin zeitlich einfach noch nicht dazu gekommen, ein Update zu schreiben. All zu lange sollte es aber nicht mehr dauern, bis ein neuer Teil kommt. Trage dich gern in den Mail-Newsletter ein, dann bekommst du Bescheid, sobald es weitergeht!

    Bei mir muss sich in den nächsten 2 bis 3 Monaten auch etwas dringend tun. Habe CU seit 2019 und bin dauern im Schub. Die Polypen im Enddarm sind das Hauptproblem, auch starke Mittel würden diese nicht mindern. Das Krebsrisiko ist sehr erhöht und mein Gastroenterologe rät mir dringend dazu. Das Risiko ist einfach zu groß, abzuwarten ob ein Biologica anschlagen würde, oder nicht. Bin total verunsichert und weiß gerade nicht wo anfangen….

    Hallo Jana,
    die Situation kenne ich gut genug und du hast es aktuell sicher nicht einfach. Falls eine OP für dich in Frage kommt, dann melde dich gerne bei mir, falls du Fragen hast. Ansonsten gibt es vielleicht noch andere Medikamente, die dir helfen können. Du solltest aber auf jeden Fall auf deinen Arzt hören und dir möglichst eine zweite Meinung einholen.

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