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Meine Ernährung mit J-Pouch

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Die Frage, die mir seit meinen Operationen mit Abstand am häufigsten gestellt wird, ist wie denn nun meine Ernährung mit J-Pouch aussieht. Zwar habe ich dazu in meinen Erfahrungsberichten immer mal wieder ein wenig geschrieben, eine richtige Zusammenfassung gibt es aber bisher nicht. Deshalb wird diese jetzt nachgeliefert!

Meine aktuelle Situation

Nach rund drei Jahren mit Colitis Ulcerosa habe ich Anfang 2021 die Entscheidung getroffen, mir einen J-Pouch anlegen zu lassen. Insgesamt fünf Operationen und 1,5 Jahre später ging mein Pouch dann letztendlich im Sommer 2022 in Betrieb. Auch das ist mittlerweile schon einige Zeit her. Gesundheitlich hat mich das von nahe null wieder zurück in Richtung 100 befördert.

Nach wie vor leistet der Pouch hervorragende Arbeit ohne jegliche Probleme, wofür ich jeden einzelnen Tag sehr dankbar bin. Zu Beginn hat es natürlich einige Zeit gedauert, bis sich der Körper an seinen neuen Aufbau gewöhnt hat. Seitdem funktioniert aber alles überraschend stabil. Es ist kein auf und ab mehr, wie man es von der Colitis Ulcerosa gewöhnt ist, sondern einfach ein konstantes und verlässliches Niveau.

Meine Ernährung mit J-Pouch

Gerade deshalb, ist mittlerweile ein guter Zeitpunkt, um meine Erfahrungen mit der Ernährung zu teilen. Ich muss nicht mehr experimentieren und habe meinen persönlichen Modus gefunden. Gleichzeitig habe ich seit der letzten OP aber auch sehr viel experimentiert, sodass ich gut abschätzen kann, was funktioniert und was nicht. Und genau das teile ich in diesem Beitrag gerne.

Wichtig ist dabei aber, dass Ernährung natürlich eine sehr individuelle Sache ist. Schon während meiner Zeit mit der Colitis Ulcerosa war ich immer sehr vorsichtig, wenn es irgendwo allgemeine Ernährungstipps gab. Meine persönliche Erfahrung war nämlich oft komplett anders. Wenn es mir schlecht ging, habe ich eigentlich nichts gut vertragen; in der Remission konnte ich hingegen ohne Probleme essen was ich wollte. Bitte nehmt meine Erfahrungen mit dem Pouch deshalb gerne als Orientierung aber keinesfalls als Empfehlung. Ich möchte nur zeigen, was bei mir funktioniert. Das kann bei anderen Menschen genauso klappen, kann aber auch komplett anders laufen.

Zusammengefasst heißt das: Ich lebe mit dieser Ernährung seit nun fast 2 Jahren mit Pouch sehr erfolgreich. Das kann (aber muss nicht) heißen, dass sie so für dich auch funktioniert. Das bitte beim Lesen im Hinterkopf behalten.

Fleisch

Ziemlich genau seit meiner letzten OP ernähre ich mich vegetarisch. Der Grund dafür ist allerdings nicht der Pouch. Ich finde es aber dennoch aus zwei Gründen wichtig zu erwähnen: Zunächst lebt bisher nur rund jede zehnte Person in Deutschland vegetarisch [1], sodass 90% der Lesenden sich in diesem Punkt noch fundamental anders ernähren als ich. Außerdem möchte ich zeigen, dass ein Pouch und vegetarische Ernährung sich nicht ausschließen, sondern sehr gut funktionieren. Wenn du also bereits vegetarisch lebst oder aus einem vieler guter Gründe damit beginnen willst, dann hält dich ein Pouch nicht davon ab.

Mein Pouch kennt damit nur die vegetarische Seite und lebt damit bisher sehr gut. Zur Verträglichkeit von Fleisch kann ich deshalb aber leider nichts sagen. Vielleicht klappt es genauso gut, vielleicht auch nicht. Wenn da jemand Erfahrungen hat, dann gerne ab in die Kommentare damit 🙂

Wichtig für diesen Artikel ist einfach nur, dass ich mich damit vermutlich stärker einschränke, als es rein gesundheitlich vom Pouch aus nötig wäre. Alle meine Einschränkungen, die ich unten aufführe, beziehen sich also auf vegetarische Lebensmittel.

Alkohol

Seit 2020 trinke ich keinen Alkohol mehr. Der Auslöser dafür war zu Beginn einfach meine körperliche Verfassung auf Grund der Colitis Ulcerosa. Auch während der OPs war Alkohol das letzte was ich noch brauchte, sodass ich zum Zeitpunkt der Pouch-Anlage bereits seit zwei Jahren nicht mehr getrunken hatte. An dem Punkt hat es mir nicht mehr gefehlt. Ich war so froh, endlich wieder einen funktionierenden Körper zu haben, dass es für mich persönlich einfach bescheuert klingt, ihn freiwillig kaputt zu machen. Deshalb ist es seitdem dabei geblieben und kommt für mich auch nicht mehr in Frage.

Ich bin mir recht sicher, dass Alkoholkonsum kein Problem für den Pouch wäre. Auch dazu habe ich aber halt keine Erfahrungen. Wenn du welche hast, dann kommentiere gern! 🙂

Koffein

Zu Koffein lese ich oft, dass man damit aufpassen soll. Gerade bei Tipps fürs Stoma (aber auch zum Thema Pouch) heißt es, dass Koffein die Frequenz der Stuhlgänge erhöhen soll oder schlecht verträglich ist. Ich habe das bei mir bisher jedoch nicht festgestellt. Zwar bin ich kein Kaffeetrinker, allerdings habe ich bisher weder bei Cola, Mate, Energydrinks oder ganzen Kannen an Schwarztee eine Veränderung wahrgenommen. An meinem Koffeinkonsum habe ich deshalb nichts verändert.

Das geht gar nicht

Die folgenden Lebensmittel führen nicht dazu, dass ich direkt in die Notaufnahme muss. Sie garantieren aber schon in kleinen Mengen Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall. Daher vermeide ich sie wann immer das möglich ist oder lasse sie beim Essen aus. Wenn es nicht anders geht, beschränke ich mich auf minimale Mengen und achte darauf, sehr gut zu kauen bzw. langsam zu trinken. Dann ist es vielleicht nicht optimal, aber auch kein großes Problem.

  • Rucola
  • Mais
  • Schnittlauch
  • Lauchzwiebeln
  • ganze Erbsen
  • rohe Möhren
  • ganze Spinatblätter
  • Wirsing
  • Feldsalat
  • Popcorn
  • Ananas
  • kohlensäurehaltige Getränke

Das geht in Maßen

Diese Kategorie ist auch nicht optimal und kann in größeren Mengen unangenehm werden. Solange ich sie aber mit anderen Dingen kombiniere, mit der Menge nicht übetreibe und gut kaue, stellen diese Lebensmittel aber kein Problem dar.

  • Pilze
  • Bohnen
  • Kichererbsen
  • scharfe Gerichte
  • Weintrauben

Das geht unerwarteter Weise

Bei diesen Lebensmitteln war ich zu Beginn skeptisch und habe sie erst recht spät ausprobiert. Entgegen meiner Befürchtung sind sie aber überhaupt kein Problem, solange ich gut kaue.

  • Nüsse
  • pürierte Erbsen, Bohnen, Kichererbsen etc.
  • rohe Gurken, Tomaten, Paprika, …
  • Vollkornbrot, -müsli etc.
  • Zwiebeln, auch roh
  • Salate außer Feldsalat und Rucola
  • Jalapenos
  • Rosinen

Nahrungsergänzung

Meine Ernährung ergänze ich um zusätzliches Vitamin D und Vitamin B12. Bei beiden hatte ich nach meinen OPs einen Mangel, was bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Kolektomie häufig vorkommt. Mehr dazu hier.

Und was ist mit…?

In den Listen habe ich alles aufgeführt, was mir so eingefallen ist. Das bedeutet erstmal, dass alles, was nicht aufgeführt ist, mir nicht sonderlich präsent ist. Damit sollten die wichtigsten Sachen aufgeführt sein. Natürlich kann ich trotzdem was vergessen haben, also gibt es keine Garantie auf Vollständigkeit.

Alles was hier nicht steht, sollte ich also grundsätzlich ohne Einschränkung essen können. Falls mir noch etwas einfällt das fehlt, dann werde ich es aber ergänzen.

Du hast eine Frage zu einem konkreten Lebensmittel bei der Ernährung mit J-Pouch? Dann kommentiere gerne und ich werde meine Erfahrungen dazu ergänzen. Gerade ausgefallenere Sachen habe ich vielleicht einfach vergessen oder noch nicht getestet. Das hole ich aber gerne nach 🙂

Quellen:
[1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/ernaehrung-vegetarisch-vegan-100.html

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    Eine Antwort auf „Meine Ernährung mit J-Pouch“

    Hallo Lasse,

    ich habe den Pouch seit 3 Monaten und kann bereits schon alles ganz gut essen. Ab und zu nervt aber ein unangenehmes Jucken innerlich im After-Bereich. Ich habe das Gefühl, dass diverse Lebensmittel den Juckreiz verstärken. Hattest du das auch?

    Hast du VSL3 (Innoval CU) eine Zeit lang eingenommen? Das sind Probiotika, die für eine positive Bakterienkultur im Pouch sorgen und somit die Wahrscheinlichkeit eine Pouchitis zu bekommen reduziert (Es gibt Studien dazu und Prof. Kroesen hat das auch empfohlen, ist halt nur nicht ganz günstig)

    Bei Stuhlgängen ist es auch öfter mal so, dass ich etwas pressen muss, bzw. um den Pouch komplett zu entleeren gerade am Ende etwas pressen muss auch um die Blähungen zu entleeren, die gefühlt oft am Stuhl nicht vorbei kommen und erst auf der Toilette raus gelassen werden können. Kennst du das bei dir auch so oder musst du gar nicht pressen? Also nicht extrem stark pressen, aber schon etwas stärker als früher mit gesundem Darm.

    Vielen Dank!

    LG Philipp

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