Kategorien
Operation

Colitis Ulcerosa OP: 5 Argumente dafür

Teile diesen Artikel:

Die Entscheidung für oder gegen eine Operation ist nicht leicht. Die möglichen Verfahren einer Colitis Ulcerosa OP bieten sowohl eine gute Chance auf Besserung, haben aber auch Risiken und können zu neuen Komplikationen führen. Ich selbst habe vor meiner Entscheidung die Vor- und Nachteile abgewogen, zu 5 Argumenten gegen eine Operation findest du ebenfalls einen Blog-Beitrag. Ganz egal, wie du dich entscheidest: Trotz aller Risiken kann eine Operation dir helfen und manchmal die einzig sinnvolle Wahl sein. Hier sind 5 Argumente, die für eine geplante Colitis Ulcerosa OP sprechen.

1. Geplant ist besser als eine Notfall-OP

Wenn du diesen Artikel liest, zeigt das, dass du dich bewusst und auf eigenen Wunsch hin über eine Operation bei Colitis Ulcerosa informierst und es bei der Entscheidung nicht auf jede Stunde ankommt. Das allein ist schon ein großer Vorteil. Neben den geplanten OPs zur Behandlung einer Colitis, findet die Kolektomie nämlich auch in Notfallsituationen Anwendung. Bildet dein Darm aufgrund der Entzündung beispielsweise ein toxisches Megakolon, so kann dies lebensgefährlich sein und muss meist direkt operiert werden.

In solchen Fällen bleibt dir dann wenig bis keine Zeit, um dir Gedanken über die Operation zu machen oder deren Ablauf und Folgen einzuplanen. Auch das Krankenhaus und den Chirurgen kannst du dir nicht aussuchen. Ist der Experte gerade im Urlaub, so muss halt der eventuell unerfahrenere Kollege übernehmen. Hinzukommt, dass in derartigen Notfällen auch dein Körper nicht in der idealen Verfassung für eine Operation ist. Gerade weil es dir so schlecht geht, muss ja operiert werden. Dies führt aber dazu, dass das Risiko von Komplikationen steigt und die Chance auf ein zufriedenstellendes Ergebnis sinkt. So konnten britische Forscher zeigen, dass Patienten mit Notfall-Kolektomie, im Vergleich zu Patienten mit geplanter Colitis Ulcerosa OP, etwa das dreifache Risiko hatten, innerhalb der folgenden drei Jahre zu sterben. [1]

Lässt sich deine Erkankung also mit Medikamenten nicht in den Griff bekommen, ist es definitiv sinnvoll, dich frühzeitig über eine Operation zu informieren. So kannst du die erheblichen Risiken einer Notfall-OP vermeiden.

2. Beschwerden und Nebenwirkungen

Dieses Argument ist für jeden Patienten sehr individuell und hängt stark von deiner persönlichen Siutation ab. Es gibt viele Erkrankte, die ohne größere Beschwerden und mit nur wenigen Medikamenten und Nebenwirkungen leben. Da du dich aber über eine Operation informierst, ist dies bei dir vermutlich aber leider nicht der Fall. Damit bist du aber keinesfalls allein. Rund jeder dritte Colitis Ulcerosa Patient muss in seinem Leben aufgrund der Erkrankung operiert werden. [2]

Kommt eine Operation in Frage, so ist die Lebensqualität durch die Erkrankung und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente meist deutlich eingeschränkt. Auch wenn die Colitis Ulcerosa schubweise verläuft und es nahezu beschwerdefreie Phasen geben kann: die medikamentöse Therapie und somit die Nebenwirkungen verbleiben auch während dieser Zeiträume. Dazu können Gliederschmerzen, Kreislaufprobleme, ein schwaches Immunsystem und dadurch häufige Infektionserkrankungen, Müdigkeit und vieles mehr gehören. Oben drauf kommen dann noch die Beschwerden durch die Colitis selbst. Auch wenn der Zustand nach einer Colitis Ulcerosa OP nicht unbedingt wieder zu 100% das Niveau eines gesunden Menschen erreicht: Die Operation bietet die Chance auf eine Besserung deiner Beschwerden.

3. Langzeitfolgen

Die Auswahl der Medikamente zur Behandlung von Colitis Ulcerosa wächst dank intensiver Forschung kontinuierlich. Allerdings sind zu den neuen Medikamenten deshalb auch die Langzeitfolgen bei langer Einnahme nicht vollständig bekannt. Zu einem Medikament, das es seit 5 Jahren gibt, gibt es halt noch keine Studien über 20 Jahre.

Ein häufig angewendetes Medikament zur Behandlung im akuten Schub ist Kortison (meist als Prednisolon). Dessen langfristige Nebenwirkungen sind gut bekannt und es wird deshalb auch nicht zur dauerhaften Behandlung verwendet. Über die Jahre hinweg kommt durch die sogenannten „Stoßbehandlungen“ in den Krankeitsschüben aber häufig Einiges zusammen. Die Langzeitschäden umfassen unter anderem Osteoporose, Bluthochdruck, Wachstumsstörungen bei Kindern und Augenerkrankungen wie grüner und grauer Star.

Auch die Entzündung im Darm selbst kann bei hoher Aktivität mit fortschreitender Dauer zu neuen Problemen führen. Colitis Ulcerosa Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs, welches mit zunehmender Ausdehnung der Entzündung zunimmt. Ist der gesamte Dickdarm befallen (sogenannte Pancolitis), so erkranken die Patienten sogar mit 32-mal höherer Wahrscheinlichkeit an Darmkrebs als die Normalbevölkerung. [3] Durch regelmäßige Darmspiegelungen können eventuelle Krebsvorstufen meist gut und frühzeitig erkannt werden. Je nach Fortschritt der Krebserkrankung kann dann aber ebenfalls eine Entfernung des Dickdarms nötig werden, also genau die OP, um die es hier gerade geht. Entscheidest du dich selbst frühzeitig für die Operation, ersparst du dir solche Risiken und mögliche Langzeitfolgen.

4. Ungewissheit

Der schubweise Verlauf der Colitis bringt einiges an Ungewissheit mit sich. Bist du im Schub und es geht dir schlecht, weißt du nie, wie lange der Zustand anhält und welches Medikament dich wieder auf den Weg der Besserung bringen kann. Hast du schon viele verschiedene ausprobiert, kann es auch fraglich sein, ob sich überhaupt noch eins findet.
Befindest du dich in der Remission und lebst vielleicht sogar nahezu oder vollständig beschwerdefrei , so weißt du nie, wann diese Zeit wieder endet und ein neuer Schub beginnt. Nach fast eineinhalb Jahren beschwerdefreier Remission unter Entyvio endete diese bei mir beispielsweise innerhalb einer Woche. Nur acht Wochen später lag ich das erste Mal wieder im Krankenhaus, obwohl ich zuvor gut im Training und körperlich topfit war.

Dieses ständige Auf und Ab kann anstrengend sein, auch für Partner, Familie und Freunde. Es gibt nie den „richtigen“ Zeitpunkt für einen Schub der Erkankung, trotzdem kommen sie aus eigener Erfahrung immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Leider hat man auch bei wirkenden Medikamenten nie die Sicherheit, dass dieser Zustand verlässlich über eine lange Zeit beibehalten werden kann. Nach einer Operation besteht zwar das Risiko, dass du nach wie vor eingeschränkt bist. Das permanente Risiko, wegen eines Schubs all deine Pläne über den Haufen schmeißen zu müssen, ist aber Geschichte.

5. Hohe Erfolgsquote

Trotz des hohen chirurgischen Schwierigkeitsgrads der Colitis Ulcerosa OP und aller verbundener Risiken, ist die Erfolgsquote der Operation hoch. Ein Großteil der Patienten (>80%) erfährt durch die OP eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Zwar wird nicht immer das Niveau eines vollständig gesunden Menschen erreicht, allerdings würden über 80% der Patienten sich wieder für eine Operation entscheiden. Deutliche Verbesserungen können vor allem bei der Ausübung des Berufs, der Belastbarkeit beim Sport, sowie der Möglichkeit zu reisen erreicht werden. [4] Dies sind genau die Bereiche, in denen man durch die Colitis Ulcerosa am deutlichsten eingeschränkt wird. Somit ist die Operation bei Versagen der medikamentösen Therapie die bestmögliche Option, um eine Verbesserung zu erreichen und wieder aktiv am Leben teilnehmen zu können.

Natürlich solltest du dir die Colitis Ulcerosa OP nicht schönreden, es handelt sich definitiv um einen umfassenden Eingriff mit einigen Risiken. Im Vergleich zu den Risiken und Beschwerden durch eine Colitis Ulcerosa, die sich nicht wirklich kontrollieren lässt, kann die Operation aber die bessere Wahl sein. Wichtig ist, dass du dich vor der Entscheidung gut informierst und dir der Vor- und Nachteile bewusst bist. Meinen Artikel zu 5 Argumenten gegen die Operation findest du hier.

Quellen:

[1] https://www.iww.de/mr/archiv/chronisch-entzuendliche-darmerkrankungen-ced-patienten-mit-fortgeschrittener-ced-profitieren-von-elektiver-operation-f54970
[2] https://mein-leben-mit-ced.ch/behandlung/operation
[3] https://www.darmkrebs.de/ueberblick/risiko-fuer-darmkrebs/chronische-darmentzuendung/colitis-ulcerosa
[4] Woywod: Der ileoanale Pouch, Chirurgische Ergebnisse im Langzeitverlauf unter Berücksichtigung der Lebensqualität, Dissertation, 2018



Teile diesen Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert