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Operation J-Pouch

J-Pouch Erfahrungsbericht #14: Tag 1-3 nach der Pouch-OP

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Meine Hoffnungen haben sich erfüllt: Die zweite Operation verkrafte ich deutlich besser, als die Kolektomie im Juni. Schon in den ersten drei Tagen geht es deutlich voran! Auch wenn mein Kreislauf weiterhin Probleme macht, merke ich dennoch, dass ich in deutlich besserer Verfassung bin. Dieser Teil des J-Pouch Erfahrungsberichts zeigt, wie ich in den ersten Tagen zunehmend mehr essen kann und erste Bewegungsversuche starte. Denn auch wenn es besser läuft als im Juni: Man fängt wieder bei Null an.

Freitag, 24.09.21, Tag 1

Schon am ersten Tag nach der OP fällt mir auf, dass dieses Mal alles anders ist. Noch immer fühle ich mich deutlich beweglicher, als nach der Kolektomie. Und außerdem ist der Krankenhausaufenthalt gleich 1000-mal angenehmer, wenn man keine Komplikationen wie Fieber und Co. entwickelt. Warum? Weil einfach nicht viel passiert! Statt ständigem Umbetten in CT & MRT oder Punktionen und Drainagen werde ich dieses Mal vor allem in Ruhe gelassen. Also habe ich auch weniger Stress, mehr Schlaf und quasi keine Schmerzen.

Meine täglichen „Termine“ beschränken sich auf jeweils 2 Besuche der Physiotherapeuten und Anästhesie, eine Arztvisite, drei Mahlzeiten und eine Thrombose-Spritze am Abend. Also fast schon entspannend!

Am ersten Tag bekomme ich morgens, mittags und abends Vanille-Pudding zum Essen; ich vertrage ihn ohne Probleme. Mein Training mit der Physiotherapie beschränkt sich auf ein Hinsetzen auf die Bettkante mit anschließendem Stehen vor dem Bett. Das schaffe ich für rund 30 Sekunden, muss mich aber abstützen. Dabei werde ich seit meinem Kreislaufkollaps am Vorabend auch immer besonders im Auge behalten. Den Stempel „Patient ist kollaptisch“ wird man so schnell nicht wieder los, wie ich jetzt weiß. Dieses Mal setze ich mich früher wieder hin, sodass ich bei Bewusstsein bleibe. Beim Stehen merke ich aber, wie nach wenigen Sekunden mein Kreislauf absackt.

Samstag, 25.09.21, Tag 2

Am Samstag bekomme ich zu meiner Überraschung schon wieder halbwegs „normales“ Essen. Das Frühstück besteht aus Joghurt und Brot; mittags gibt es Möhren und Kartoffelpüree.

Kostaufbau
Kostaufbau von Tag 1 bis zu Tag 3 nach der J-Pouch-OP

Über den Tag hinweg setze ich mein körperliches Training fort. Dreimal setze ich mich an die Bettkante und am frühen Nachmittag stehe ich rund 5 Minuten, bevor der Schwindel wiedereinsetzt. Danach ist mir allerdings mehrere Stunden schwindelig. Selbst als ich mit dem Handy etwas Musik hören möchte, fängt sich alles an zu drehen und mir wird übel. Wenig später fliegt dann auch das Mittagessen wieder raus. Danach lasse ich Musik & Co. weg und starre einfach an die Wand; abends geht es dann auch wieder besser und ich stehe sogar nochmal kurz auf.

Auf den ersten Blick klingt das jetzt vermutlich so, als hätte ich es übertrieben und hätte doch vielleicht besser einfach liegenbleiben sollen. Die Initiative für all die Bewegung kam aber überhaupt nicht von mir, sondern ist medizinisch erwünscht. Mit einer betäubten Hüfte, fünf Schläuchen am Körper und konstantem Tilidin-Pegel hat man nämlich vieles, aber ganz sicher keine Lust sich zu bewegen.

Rumliegen hilft aber nicht dabei, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Im Gegenteil, das macht es nur schlimmer. Genau deshalb kommt die Physiotherapie und nervt (freundlich natürlich ;-)) wirklich solange, bis man sich aufrafft. Und auch die Griffe über den Betten vermisst man deshalb; die Patienten sollen sich selbstständig aufrichten. Und durch die Unterstützung von Pflege und Physio kann man auch guten Gewissens an und über seine Grenzen gehen.

Sonntag, 26.09.21, Tag 3

Am Sonntag bekomme ich das erste Mal Besuch. Zusammen gehen wir wenige Meter aus dem Zimmer heraus. Dabei muss ich mich zwar noch an einem Gehwagen abstützen, kann aber erstmalig seit der OP wieder laufen, ohne Kreislaufprobleme zu bekommen.

Drainage J-Pouch Erfahrungsbericht
Drainage-Beutel der Naht (li.) und Atemtrainer (re.)

Auch sonst ist es ein erfolgreicher Tag: Der Kostaufbau funktioniert und ich kann schon wieder normal essen. Außerdem wird endlich die Drainage für die Naht am Po gezogen. Sie hat nur wenig Blut gefördert und beim Liegen und Sitzen durchaus ein wenig genervt, da sie auch festgenäht wurde. Das Ziehen sticht nur einmal kurz und erhöht den Komfort aber direkt sehr deutlich. Ich kann gut darauf verzichten!

Nach den ersten drei Tagen scheint also alles gut zu klappen. Auch wenn all die Schläuche noch ziemlich stören und der Kreislauf ein wenig schwächelt, sind dennoch erste Fortschritte zu verzeichnen!

Was außerdem in dieser Zeit deutlich wird: Mein Zimmerkollege, der einen Tag vor mir operiert wurde, hat viel mit mir gemeinsam. Auch er hatte eine schwere Colitis Ulcerosa und hat sich bewusst für die drei OPs entschieden. Wir verstehen uns gut und es hilft in der Zeit im Krankenhaus, einen Leidensgenossen zu haben. Besonders interessant ist aber: Jeder Weg ist individuell und gleichzeitig gibt es unzählige Erfahrungen, die wir nahezu exakt gleich erlebt haben. Es gibt Tage, an denen es ihm viel besser geht, als mir und auch welche, an denen es genau andersherum ist. So wird noch deutlicher, welch Auf und Ab die OPs mit sich bringen.

Wir nehmen es mit Humor und machen das Beste draus. Trotz allem haben wir eine echt gute Zeit, wofür ich echt dankbar bin. Man kann also auch mal Glück mit den Zimmernachbarn haben! Wir stehen weiterhin in Kontakt und wenn alles klappt, dann kann man neben meiner Geschichte hier auf dem Blog vielleicht bald auch noch eine weitere Perspektive lesen.

Alle Beiträge der Serie „J-Pouch Erfahrungsbericht“ findest du auf der Übersichtsseite.

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