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Operation J-Pouch

J-Pouch Erfahrungsbericht #4: Der Tag vor der 1. OP

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Heute ist der 10.06.2021 und morgen geht es endlich los: In der ersten von drei Operationen wird mein Dickdarm entnommen und ein Ileostoma angelegt. Dazu musste ich schon einen Tag vorher in das Krankenhaus in Köln-Porz „einchecken“. Wie der Tag heute ablief, beschreibt Teil vier meines J-Pouch Erfahrungsberichts.

06:00 Uhr Anreise

Schon vor einigen Tagen bin ich aus München zu meinen Eltern gefahren, sodass die Anreise nicht mehr ganz so weit ist. Damit ich pünktlich um neun Uhr im Krankenhaus bin, müssen wir aber trotzdem um sechs Uhr losfahren. Die 2,5h Autofahrt machen eher wenig Spaß. Im Schub sind bei mir die Morgenstunden immer die unangenehmsten. Ich stehe schon um vier auf und schaffe die Fahrt deshalb mit nur zwei kurzen WC-Pausen. Auch wenn mir ziemlich übel ist und ich Bauchschmerzen habe, klappt die Anreise also trotz Schub ganz gut. Und ab dem Vormittag geht es mir wie gewohnt auch wieder besser.

08:30 Uhr Anmeldung

Nach einer kurzen Verabschiedung gehts direkt zur Anmeldung im Krankenhaus. Ich muss nicht lange warten, bekomme die ersten Unterlagen und kann direkt weiter auf die Station. Auch dort werde ich angemeldet. Ich muss meinen negativen Corona-Test vorzeigen und die üblichen Fragen bei der Krankenhausaufnahme beantworten. Hier aus dem sechsten Stock hat man einen schönen Ausblick und sieht sogar den Rhein. Auch die Station sieht von innen besser aus, als das Krankenhaus von außen vermuten lässt.

09:30 Uhr EKG

Noch bevor ich auf mein Zimmer kann, werde ich zum ersten Termin geschickt. Das EKG befindet sich ein paar Stockwerke unter der Station und ist schnell gefunden. Allgemein ist das Krankenhaus, im Vergleich zu den Kliniken in München und Münster, ziemlich klein. Das EKG ist schnell erledigt und zeigt, außer einem hohen Puls, keine Auffälligkeiten. Der schnelle Herzschlag kommt von der Entzündung und kann bei mir im Schub in Ruhe durchaus 110 betragen. In meiner letzten Remission im Sommer 2020 lag mein Ruhepuls noch bei rund 50.

10:00 Uhr Anästhesie Vorgespräch

Nach dem EKG geht es weiter zur Anästhesie. Dort bespricht der Arzt mit mir die morgige Narkose und klärt eventuelle Risiken ab. Die Kolektomie wird in einer Vollnarkose durchgeführt und ich werde per Intubation beatmet. Die Narkose und Schmerzmittelgabe erfolgt über einen normalen Venenzugang. Ich war davon ausgegangen, dass ich schon bei der ersten OP dafür einen Katheter in die Wirbelsäule (Preiduralkatheter bzw. PDK) bekomme. Dieser ist aber erst bei der zweiten OP standardmäßig empfohlen. Ich vertraue den Ärzten und verzichte auf den expliziten Wunsch nach einem PDK. Hoffen wir, dass das kein Fehler ist…

11:00 Uhr Ab aufs Zimmer

Zurück auf der Station wird mir mein Zimmer gezeigt und ich kann mich erstmal einrichten. Das Zimmer hat nur zwei Betten und sieht sogar relativ gut aus. Auch eine eigene Dusche und einen kleinen Kühlschrank gibt es, das war in München z.B. nicht der Fall. Für zwei Wochen werde ich es hier definitiv aushalten können.

Ein großer Minuspunkt ist allerdings, dass das Krankenhaus Köln-Porz nur im Erdgeschoss ein Besucher-WLAN hat. Auf den Patientenzimmern gibt es keins, sodass der Zeitvertreib deutlich schwerer fällt. Zum Glück empfängt zumindest mein Laptop hier im 6. Stock ein minimales Signal von unten, sodass ich diesen Beitrag sogar aus dem Zimmer schreiben kann. So kann ich vielleicht auch nach der OP schon etwas schreiben, bevor ich wieder richtig mobil bin. Ich hoffe aber mal, dass, im Gegensatz zum Internet, wenigstens die OP-Technik schon im 21. Jahrhundert angekommen ist.

11:15 Uhr Blutentnahme und MRSA-Abstrich

Vor dem Mittagessen wird noch Blut abgenommen, damit vor der OP nochmal das gesamte Blutbild gecheckt werden kann. Außerdem wird ein MRSA-Abstrich gemacht, da ich in den letzten Monaten so häufig im Krankenhaus war. Dadurch ist das Risiko auf eine Infektion mit derartigen Krankenhauskeimen erhöht. Das Ergebnis ist aber negativ.

12:00 Uhr Mittagessen

Pünktlich um zwölf Uhr komme ich in den „Genuss“ der vorerst letzten festen Mahlzeit. Denn erst wenn nach der OP das Stoma vernünftig funktioniert, kann die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme schrittweise wieder aufgebaut werden. Gefrühstückt habe ich wegen der Fahrt nicht, sodass ich auch ziemlich Hunger habe.

essen im krankenhaus
Rheinischer Sauerbraten, meine vorerst letzte feste Mahlzeit

Es gibt Sauerbraten mit Kartoffelklößen. Das Gemüse wurde dabei nicht vergessen, sondern ist bei diesem „klassischen Gericht aus Köln“ laut meinem Zimmernachbarn nie mit dabei. Naja, wird schon stimmen… Immerhin schmeckt es für Krankenhausessen sogar relativ gut.

14:00 Uhr Aufklärungsgespräch mit Ärztin

Das Aufklärungsgespäch zur OP dauert rund eine halbe Stunde. Es geht um das genaue Vorgehen, die Risiken der OP und den Ablauf danach. Die Ärztin, die das Gespräch führt, leitet die Station und hat auch schon selbst operiert. Sie gibt mir jede Menge Infos und warnt mich schonmal vor: die nächsten drei bis vier Tage werden erfahrungsgemäß ziemlich hart. Das hört man natürlich nicht unbedingt gerne, aber ich wusste es ja schon vorher. Eine gute Nachricht: die ersten vier Tage spürt man angeblich jeden Tag eine deutliche Verbesserung. Ich lasse mich überraschen.

Die OP selbst findet morgen früh direkt um acht Uhr statt und ist – ohne Komplikationen – für drei Stunden angesetzt. Laut Ärztin ist sie von den drei OPs für den Körper die anstrengendste, da die Wundfläche am größten ist. Kann sie minimalinvasiv durchgeführt werden, wache ich morgen mit drei Wunden und einem Stoma am Bauch sowie einer Drainage auf. Trotzdem ist der Zeitplan nach der OP ziemlich sportlich, bei jungen Patienten aber machbar:

Schon am Tag der OP soll ich mich im Idealfall (mit Hilfe) aufrecht hinsetzen können. Auch ein Blasenkatheter wird nicht angelegt und stattdessen auf meine Mobilität gezählt. Wenn alles klappt, ist eine Entlassung sieben Tage nach der OP realistisch. Da bin ich wirklich mal gespannt. Was ich noch interessant finde: für die OP und die drei folgenden Tage sind zwei Blutkonserven für mich reserviert und vor Ort gelagert. Brauche ich sie nicht, gehen sie nach Tag drei wieder zurück in die Blutbank und sind für andere Patienten freigegeben.

16:00 Uhr Abführmittel und Antibiotika

Essen darf ich mittlerweile nicht mehr, Trinken ist noch bis 05:30 Uhr am Morgen der OP erlaubt. Am Nachmittag bekomme ich ein Abführmittel. Dieses ist aber deutlich schwächer, als die Mittel, die bei Darmspiegelungen verwendet werden und besteht nur aus einem Glas Trinklösung. Es soll den Darm nicht komplett reinigen, sondern ihn vor allem leerer und damit dünner machen. So kann er leichter durch die Bauchöffnungen entnommen werden.

Außerdem muss ich ein Glas mit aufgelöstem Antibiotika-Pulver trinken. Dieses tötet einen Teil der Darmbakterien ab und reduziert das Risiko von Infektionen. Auch die Nahtheilung kann dadurch verbessert werden.

16:45 Uhr Gespräch mit Chirurg und Stoma anzeichnen

Auch der Chirurg, der mich operieren wird, stellt sich vor. Er führt täglich, oft auch mehrfach am Tag, Kolektomien durch. Mit dabei hat er einen nicht-abwaschbaren Edding, um die spätere Position für das Stoma anzuzeichnen. Dazu setzt man sich in Hose mit Gürtel hin und der Chirurg sucht eine geeignete Position aus. Wichtig ist vor allem, dass das Stoma beim Sitzen nicht in einer Bauchfalte oder direkt unter dem Gürtel liegt.

Stoma markierung
Mein Bauch noch ohne Narben aber mit Markierung für das Stoma

Dann kommt auch von ihm nochmal der Hinweis: Wenn möglich soll ich schon morgen aufstehen, egal wie groß die Schmerzen sind. Ich werde mich bemühen!

17:00 Uhr Abendessen und Feierabend

Und das war es dann auch für heute. Zum Abendessen bekomme ich Tee und Brühe; bei den gefühlten 30°C im Zimmer verzichte ich da aber lieber und bleibe bei Wasser. Gleich werde ich vielleicht noch einen Film schauen und dann früh schlafen; der Tag war lang genug.

Der nächste Beitrag soll den Tag der OP beschreiben. Wann ich fit genug bin, um wieder am Laptop zu schreiben, weiß ich aber noch nicht. Sobald es wieder geht, werde ich berichten und auch rückwirkend zu den einzelnen Tagen meine Erfahrungen teilen. Also wundert euch nicht, wenn ihr hier ein paar Tage nichts hört: Das wird nachgeholt!

Und jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen und abwarten, wie es wirklich wird. Passend dazu:

„An unseren Gedanken leiden wir mehr als an den Tatsachen.“

Seneca

In diesem Sinne: Bis die Tage!

Den vorherigen Beitrag meines J-Pouch Erfahrungsberichts findest du hier, dort geht es um die OP-Vorbereitung.

Alle Beiträge der Serie „J-Pouch Erfahrungsbericht“ findest du auf der Übersichtsseite.

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    Eine Antwort auf „J-Pouch Erfahrungsbericht #4: Der Tag vor der 1. OP“

    Hi Lasse, ich zünde morgen früh dann mal die „gute“ Kerze von Tante Maria an 😉
    Wird schon schief gehen!
    LG Nicole

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